Stadtrundgang in Gummersbach am 1.4.2023

Erinnerung an die pogromartige Boykottaktion gegen jüdische Geschäfte und Praxen vor 90 Jahren

„Wir warnen euch, die Käufer werden photographiert!“ – So stand es auf einem der Schilder, mit denen die SA vor Gummersbacher Geschäften stand. Was war damals los? Warum wurden Mitbürger*innen bedroht? Darum geht es bei unserem Stadtrundgang am 1.4.2023

Treffpunkt ist um 11 Uhr auf dem Wilhelm-Heidbreder-Platz (am Anfang der Fußgängerzone, vor dem Ladenzentrum „Alte Post“, an der Skulptur des „Zeitungslesers“). Dort wird es eine kurze Einführung zum Thema geben: Welche Rolle spielte der Antisemitismus in der NS-Ideologie? Wie wurde der pogromartige Boykott vom 1.4.1933 begründet? Wie liefen die Aktionen ab? Wie war die Situation im Oberbergischen und speziell in Gummersbach?

Danach gehen wir weiter zum Haus Kaiserstraße 6-8 (jetzt „New Yorker“), wo 1933 das Haus Dürr stand, in dem sich das Bekleidungsgeschäft Löwenstein befand. Dort wird über das damalige Geschäft und seinen Inhaber S. Löwenstein informiert, der nach der Boykottaktion am 1.4.1933 massive Umsatzeinbußen hatte und sein Geschäft später aufgeben musste; zudem wurde er persönlich ausgegrenzt und aus dem Schützenverein, wo er lange Jahre Mitglied war, ausgeschlossen.

Die nächste Station ist das Haus Kaiserstraße 13 (schräg gegenüber, 1933 „Kaiserstr. 7“). Dort befand sich das „Volksbekleidungshaus“ das im Besitz der Königsberger Firma Kiewe & Co war, deren Gesellschafter Joachim Samuel als Jude unter die Boykottmaßnahmen fiel. Auch dieses Geschäft musste in Folge der Boykotte und der Drohungen der SA schließen.

Die Kinderarzt-Praxis von Frau Dr. Sofie Simons und Herrn Dr. Alfred Simons hatte 1933 die Adresse „Bismarckstraße 1“. Auch diese Praxis wurde am 1. April 1933 von der SA belagert, es wurde zum Boykott von Frau und Herrn Dr. Simons aufgefordert. Wir werden daher nach den Informationen an der Kaiserstraße über die Alte Rathausstraße und die Schützenstraße zum Bismarckplatz gehen und dort über das Schicksal der Familie Simons informieren. Danach gehen wir wieder zur Kaiserstraße.

Das frühere Kino „Central-Theater“ stand etwa dort, wo sich heute im EKZ „Bergischer Hof“ das Schuhgeschäft Albus befindet. Auch dieses Kino war damals Ziel der NS-Boykottaktionen. Die Inhaber wurden wegen ihrer jüdischen Mutter als „Halbjuden“ eingestuft und verfolgt. Auch hierüber werden wir an Ort und Stelle informieren.

Die letzte Station ist dann der Simonsplatz an der Marktstraße, dort endet unser Stadtrundgang.

Zur Teilnahme bitte anmelden unter https://www.oberberg-ist-bunt.org/AnmeldungStadtrundgang/