Hassparolen in der Disco – was tun?

Wie die Lokalpresse berichtete, wurden in einer Disco in Wildbergerhütte ausgerechnet an Weihnachten Hass-Gesänge gegrölt.

Screenshot ksta.de

Der Artikel des Oberbergischen Anzeiger und der OVZ ist unter https://www.ksta.de/region/oberberg/reichshof/discobesucher-groelen-in-reichshof-auslaender-raus-709610 zu lesen, der Artikel bei Oberberg Aktuell steht unter https://www.oberberg-aktuell.de/blaulicht/—ausl–nder-raus—-ges–nge-in-oberbergischem-club-a-99170

Ähnliche Vorfälle waren auch aus anderen Orten gemeldet worden: Beim Abspielen des Songs „L’amour toujours“ wird statt des Original-Textes die Hass-Parole „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“ gegrölt. Auf TikTok soll dieses Verhalten propagiert werden.

Laut „Oberberg Aktuell“ war schon am 15. Dezember der Song gewünscht worden und beim Abspielen waren die Hassgesänge ertönt. Am 25. Dezember war man vorgewarnt und hat – nach Angaben des Betreibers – als der Song wieder bestellt wurde in einer Durchsage angekündigt, dass Personen, die sich an Hassgesängen beteiligen, „vom Security-Team aus dem Club gebracht werden“.

Es gab wieder die Hass-Parolen, es wurde der Hitlergruss gezeigt. Die Vorfälle sind auf Video dokumentiert, eine Person, die das Video gesehen hat, erstattete Anzeige bei der Polizei. Dadurch kam die Berichterstattung ins Rollen.

Der Betreiber hat auf Instagram eine Stellungnahme veröffentlicht, in der er sich von den Hassgesängen distanziert, die aber doch Fragen offen lässt:

Hinweis: Der Screenshot von der Instagram-Seite des „Hexagon“ wurde am 30.12.2023 gemacht, die Stellungnahme wurde also am 27.12. veröffentlicht.

Es bleibt unklar, ob sich die Stellungnahme auf den Vorfall vom 15.12. bezieht, als die Hetzparolen wirklich unerwartet waren, oder auf die Wiederholung am 25.12.

Ist es wirklich unmöglich einzuschreiten, wenn „der ganze Saal“ sich der Hetze anschließt?

Gut, dass Hexagon klar stellt, dass der Club kein Ort für Rassismus, Sexismus oder Gewalt ist. Aber: Nazi-Parolen sind nicht irgendeine „Politische Einstellung“ – sie sind ein Verbrechen!

Ebenfalls schon am 27.12. gab es einen Kommentar auf der Instagram-Seite von Hexagon „BEI SO EINEM SCHUPPEN, MIT DIESEN HASS PAROLEN. NIE WIEDER!!“ – Wir kennen den Betreiber und seine Absichten zu wenig, um ihn derart zu verurteilen. Nicht alle sind erfahren und besonnen genug, um in der aktuellen Situation spontan richtig zu entscheiden. Es ist daher dringend geboten, dass Betreiber und Personal von Clubs sich auf ein passendes Verhalten im Umgang mit Nazi-Randale vorbereiten – auch in Absprache mit der Polizei.

Eine mögliche Handlungsweise bei Hass-Parolen und -Gesängen könnte sein:

  • Vorfälle sofort dokumentieren (Fotos und Videos – es sind doch Party-Fotografen da!)
  • Die Polizei rufen – die eigene Security reicht bei politischen Straftaten nicht. Das setzt natürlich voraus, dass die Polizei auch schnell mit genügend Kräften vor Ort ist!
  • Musik aus
  • Wenn „der ganze Saal“ beteiligt ist: Licht an – Zapfhahn zu – Party aus. Weiteres Verhalten der Besuchenden dokumentieren (auch vor der Tür)
  • Wenn möglich, sofort die Personalien derer aufnehmen, die sich (z.B durch Zeigen des Hitlergrußes) strafbar gemacht haben

Sicher kann das bedeuten, dass ein Teil des Umsatzes verloren geht, wenn der Club vorzeitig schließt. Doch eine klare Haltung gegen Verbrechen, das Gefühl, sicher feiern zu können, ist eine bessere Werbung als die Negativ-Schlagzeilen, die jetzt in der Presse erschienen sind.

Doch auch wir, die demokratische Öffentlichkeit, sind gefordert. Wir müssen uns fragen: Wie konnte es dazu kommen? Haben sich – möglicherweise überregional – Rechtsextremisten verabredet, um ihren Hass zu verbreiten? Waren die Beteiligten junge Menschen aus der Gegend? Wenn diejenigen, die einfach mitgegrölt haben, möglicherweise einfach nur „besoffen“ waren – wie kann es dann sein, dass ganz normale Menschen Hassparolen brüllen, wenn ihre Hemmungen verloren gegangen sind?

In den Jahren, bevor 1933 die Nazis in Deutschland die Macht übernahmen und ihr Terror-Regime errichteten, gab es auch zu viele, die nicht gegen sie aufgestanden sind. Teilweise aus Angst, teilweise weil sie dachten, es werde schon nicht so schlimm werden. Damals wussten die Menschen nicht, was kommen wird. Heute wissen wir es. Deshalb gibt es keine Ausrede, wenn wir den Hass zulassen!

Es bleibt viel zu tun! Auch und gerade im Neuen Jahr.