Gedenkort auf dem Friedhof Lindlar

Auf den Friedhof Lindlar gibt es eine Gedenkstätte für „fünfzehn während des Krieges 1941/45 verstorbene russische Staatsangehörige“. Angesichts der Tatsache, dass zehn von ihnen in den letzten Wochen des Krieges willkürlich ermordet worden sind, erscheint das Wort „verstorben“ vielleicht doch zu neutral.

Die einzigen Namen, die bekannt sind, sind die von Viktor Rewenko und Kereto Schwaik.

Viktor Rewenko war am 27. Dezember 1926 in Stalino (heute: Donezk) geboren. Er hat laut den Unterlagen der AOK Lindlar ab dem 3. Juni 1942 bei der Papiertütenfabrik „Nord-West Papierwerke“ (Karl Götze) gearbeitet und war in dem zugehören Lager in der Bismarckstraße interniert, wie aus der Sterbeurkunde hervorgeht. Er war also bei seiner Deportation zur Zwangsarbeit erst 15 Jahre alt. Dass so etwas die Praxis der NS-Besatzungstruppen war, zeigt dieses Dokument aus dem Bundesarchiv (Bundesarchiv, Bild 183-J10854 / CC-BY-SA 3.0):

Zentralbild-Archiv II. Weltkrieg 1939 – 1945 In den von den deutschen Faschisten besetzten Gebieten der Sowjetunion wir die Zivilbevölkerung für die Rüstungsarbeit in Deutschland zwangsverpflichtet. UBz: Eine Bekanntmachung des Stadtkommissars von Kiew vom 31. Mai 1943

Am 1. August 1944 ist Viktor Rewenko im Alter von 17 Jahren gestorben. In einem Vermerk des Amtsgerichts Lindlar ist von „Tod durch Genuss von Methylalkohol“ die Rede. Ob man den Angaben von damals trauen kann, ob die Insassen des Lagers möglicherweise versucht haben, dem tristen Lageralltag durch selbstgebrannten Alkohol zu entfliehen (das Lager durfte nur zur Arbeit verlassen werden), ob er den Alkohol freiwillig getrunken hat – das alles wissen wir nicht.

Kereto Schwaiko (auch „Kerelo“) war am 17.2.1923 geboren in Dunko (? – Angabe auf der Sterbeurkunde). Er war immerhin schon 20 Jahre alt, als er am 9. Juli 1943 begann, bei der Papiertütenfabrik „Nord-West Papierwerke“ (Karl Götze) zu arbeiten. Er war auch im dortigen Lager interniert, wie die Adresse „Bismarckstraße“ auf der Sterbeurkunde zeigt. Er war also Arbeitskollege von Viktor Rewenko und saß im gleichen Lager fest. Am 3. August 1944 ist er im Alter von 21 Jahren gestorben, sein Tod wird vom Amtsgericht auch auf „Genuss von Methylalkohol“. Bei ihm stellen sich die selben Fragen wie bei Viktor Rewenko.