Autor: GJ

UNTER DEN LINDEN statt HINDENBURG!

Vor 90 Jahren hat der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg die Nazis an die Macht gebracht: Am 30 Januar 1933 ernannte er Adolf Hitler zum Reichskanzler.

Wir möchten dieses Datum zum Anlass nehmen, an den Rat der Stadt Gummersbach zu apellieren, der „Hindenburgstraße“ in Gummersbach ihren alten Namen „Unter den Linden“ zurück zu geben.

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30. Januar 1933: Der Weg in die faschistische Diktatur

Zur Vorgeschichte

In der Zeit der Weimarer Republik haben reaktionär-nationalistische Kräfte immer wieder die Demokratie angegriffen (Kapp-Putsch 1920, Ermordung Erzbergers 1921, Ermordung Rathenaus 1922, Hitler-Putsch 1923). Ab 1930 war die NSDAP bei den Wahlen immer stärker geworden, im Sommer 1932 erreichte sie 37,3%. Bei Neuwahlen im November 1932 gab es aber eine Trend­wende: Die NSDAP erhielt nur noch 33,1%. Aus ihrer Sicht war es also höchste Zeit, an die Macht zu kommen – wenn das auf legalem Wege geschehen sollte.

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Oberbergische Opfer des Holocaust: Frieda Jung

Anlässlich des Holcaust-Gedenktags erinnern wir beispielhaft an das Schicksal eines oberbergischen Opfers. In diesem Jahr geht es um Frieda Jung. Sie wurde erst in den letzten Wochen des NS-Terrorregimes deportiert und ermordet.

Unser Bericht basiert auf der Dokumentation des Stadtarchivs Gummersbach: „Judenverfolgung in Gummersbach während der Zeit des Nationalsozialismus – Eine Dokumentation des Stadtarchivs Gummersbach“ dritte ergänzte Auflage von Manfred Huppertz, Gummersbach 2020 “http://www.gummersbach.de/doku-judenverfolgung”

Frieda Jung war am 14. April 1888 in Ostrowo (damals Deutschland, Bezirk Posen, ab 1918 Polen) geboren. Sie war Jüdin. Über ihre Jugend und ihr Leben als junge Frau ist wenig bekannt, ins Oberbergische kam sie 1934 im Alter von 46 Jahren mit ihrem Mann Andreas Jung. Er war gelernter „Steuer-Inspektor“ und hatte eine Anstellung beim Stahlwerk Schmidt & Clemens in Kaiserau gefunden. Das Paar zog nach Niedergelpe bei Hülsenbusch.

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Mutter und Tochter retteten in Eckenhagen einen Zwangsarbeiter

Manchmal sind es verschlungene Wege, auf denen eine Geschichte bekannt wird. Kurz vor Weihnachten erreichte uns ein Anruf aus der nördlichsten Ecke von Schleswig-Holstein. Dort hatte ein Mitarbeiter einer KZ-Gedenkstätte von Besuchenden aus den Niederlanden von der Rettung eines Zwangsarbeiters gehört, der von Bochum ins Oberbergische geflohen war und in Eckenhagen von zwei Frauen gerettet wurde. Die Eckdaten haben wir an die Redaktion der Oberbergischen Volkszeitung und des Oberbergischen Anzeigers gegeben – und am Freitag, den 20. Januar, erschien dann der Artikel:

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Rückblick und Ausblick zum Übergang 2022/2023

Es hat sich gezeigt, dass heutzutage die größte terroristische Gefahr in westlichen Nationen von extremen Rechten ausgeht, von Neonazis und jenen, die an die Überlegenheit von Weißen glauben. Wir müssen jegliche Form von Neonazismus und „White Supremay“, alle Formen von Antisemitismus und antimuslimischem Hass, deren Anwachsen wir in den westlichen Gesellschaften und in anderen Teilen der Welt beobachten, klar und entschieden verurteilen. Das ist eindeutig eine Bedrohung, und wir müssen diese Bedrohung mit großer Entschlossenheit bekämpfen. Die Ereignisse in Deutschland sind nur ein Beispiel für diese Bedrohung demokratischer Gesellschaften überall auf der Welt.“


UN-Generalsekretär Guterres am 19.12.2022 zu den am 8. Dezember aufgedeckten Plänen rechtsterroristischer Verschwörer*innen in Deutschland

Im Jahr 2022 war durch den verbrecherischen Angriff der Truppen der russischen Föderation auf die Ukraine der Krieg nach Europa zurück gekommen. Der Krieg hat Tod, Leid und Not über die Menschen in der Ukraine gebracht. Er richtet Verwüstung an – nicht nur Zerstörung in den Städten, sondern auch in den Köpfen, indem er Hass und Nationalismus befördert. Es ist ein gutes Zeichen, wenn in unserem Land Menschen aufgenommen werden, die vor dem Krieg fliehen, doch es ist Rassismus, wenn Menschen, die vor anderen Kriegen fliehen, nicht die gleiche Hilfe zuteil wird. Wir bleiben dabei: Es gilt das Grundgesetz, das in Artikel 3 keine Benachteiligung erlaubt, auch nicht auf Grund der Herkunft!

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Mölln 1992

Header der website „Gedenken Mölln 1992“

Vor 30 Jahren, am 23. November 1992, verübten Neonazis in Mölln rassistisch motivierte Brandanschläge gegen zwei Häuser, in den türkischstämmige Mitbürger*innen wohnten. Dabei starben die 51-jährige Bahide Arslan, ihre zehnjährige Enkelin Yeliz und deren 14-jährige Cousine Ayşe Yılmaz. Weitere neun Menschen wurden schwer verletzt.

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Konflikte weltweit – Mahnwache in Waldbröl

Danke an den Waldbröler Freundeskreis Asyl, der am Samstag (12. November 2022) mit einer Mahnwache an die in den Hintergrund geratenen Konflikte und an den Widerstand gegen Krieg und Diktatur in vielen Ländern der Erde erinnert hat. Betroffene, die in Waldbröl Schutz gefunden haben, berichteten von der Lage in ihren Heimatländern. Zum Teil trugen sie ihre Berichte selbst vor, zum Teil übernahmen das Stellvertreterinnen. Eine sehr eindrucksvolle Veranstaltung! Die Texte werden auf der Seite des Freundeskreis Asyl zu lesen sein (www.asyl-waldbroel.de)

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9. November – Gedenken zur Pogromnacht

In Nümbrecht fand wie jedes jahr eine eindrückliches Gedenken an die Pogromnacht statt.

(Bilder anklicken für eine vergrößerte Ansicht)

Superindendent Braun von ev. Kirchenkreis an der Agger eriinerte an das Stuttgarter Schuldbekenntnis der EKD von 1945, in dem es hieß: „… wir klagen uns an, daß wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben….“ Er bezeichnete den Antisemitismus Luthers als Sünde und beklagte, dass Luther über die Juden geredet hatte, ohne mit ihnen zu reden.

Schüler*innen des Waldbröler Hollenberg-Gymnasiums erinnerten in ihrem Beitrag u.a. an Ida Steletto und ihren Sohn Dominikus Stiletto, die zeitweise im Oberbergischen wohnten und wegen der jüdischen Abstammung deportiert wurden. Ida Stiletto wurde nach Theresienstadt deportiert und überlebte schwer verletzt, Dominikus Stiletto wurde im Sammellager Köln-Müngersdorf für arbeitsfähig erklärt und musste in Zwangsarbeit leisten.

Wie in jedem Jahr las Marion Reinecke den Kaddisch, den sie in diesem Jahr Meta Herz widmete.

Das Klezmer-Duo Bern Spehl und Georg Brinkmann spielte nach der Gedenkveranstaltung in der Kirche nebenan, Frank Bohlscheid und Norbert Michels lasen aus erschütternden Zeitzeugen-Berichten Holocaust-Überlebender.

Hier ist der Bericht bei Oberberg-Aktuell

Waldbröler Hass-Poster verurteilt

Lothar Gothe ist seit Jahrzehnten gegen alte und neue Nazis aktiv. Als im vergangenen Winter auch in Gummersbach Menschen montags gegen die Corona-Schutzmaßnahmen „spazierten“ und dabei kein Problem damit hatten, dass Rechtsradikale mit ihnen marschierten, schrieb Lothar Gothe einen Leserbrief an die lokalen Zeitungen. In der Folge wurde er im Internet massiv diffamiert und bedroht.

Dagegen hat sich Lothar Gothe zur Wehr gesetzt und geklagt. Jetzt ist der Haupttäter, der auch in Waldbröl solche „Spaziergänge“ organisierte, vom Amtsgericht Waldbröl verurteilt worden. Im Folgenden Auszüge aus dem Urteil:

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Radevormwald: Schilder gegen Rassismus wieder angegriffen

Die Stadt Radevormwald hatte Anfang September an den Ortseingängen Schilder mit der Ausschrift „Wir sind bunt! Kein Platz für Rassismus in Radevormwald“ aufgestellt. Schon einen Tag später waren sie mit massiver Gewalt zerstört worden. (Siehe hier)

Natürlich hat Radevormwald sich nicht unterkriegen lassen und neue Schilder aufgestellt. Einige Wochen lang war Ruhe, doch jetzt wurden die Schilder schon wieder angegriffen. Der WDR hat dazu berichtet.

Radevormwald braucht die Solidarität des Oberbergischen Kreises beim Einsatz gegen Rassismus und für eine bunte, vielfältige Gesellschaft!

Völkische Landnahme, Anastasia-Bewegung, Reichsbürger*innen – eine Gefahr im Oberbergischen?

Vortrag mit Andrea Röpke am 27.Oktober 2022

Reichsbürgerinnen und Reichsbürger versuchen im Oberbergischen schon länger, die Staatlichkeit unseres Landes in Frage zu stellen und nach eigenen Gesetzen zu leben. In diesem Sommer wurde bekannt, dass auch „Siedler“ versuchen, nach den Prinzipien der antisemitischen und rassistischen „Anastasia“-Bewegung Höfe zu gründen.
Was steckt dahinter? Auf diese Frage soll ein Vortrag am 27. Oktober 2022, 18.30 Uhr in der TH Gummersbach (Steinmüllerallee 1), Konferenzraum 1.122, Antwort geben.
Es ist uns gemeinsam mit dem Netzwerk gegen Rechts gelungen, die Journalistin und Buchautorin Andrea Röpke für diesen Vortrag zu gewinnen. Frau Röpke ist eine ausgewiesene Kennerin der extrem rechten Szene, sie hat unter anderem (zusammen mit Andreas Speit) das Buch „Völkische Landnahme – Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos“ geschrieben. Sie wird über die Hintergründe und Ziele der Szene informieren, in einer anschließenden Gesprächsrunde wollen wir die Situation bei uns im Oberbergischen betrachten.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Anne-Frank-Ausstellung in der TH Gummersbach

Vom 24. Oktober bis zum 17. November 2022 wird in der Eingangshalle des Campus Gummersbach der TH Köln die große Wanderausstellung des Anne Frank Zentrums in Berlin zu sehen sein. Der Besuch ist von Montag bis Samstag an den Öffnungszeiten der Hochschule möglich.

Mehr über die Ausstellung

Zur Ausstellung gehört ein umfangreiches Begleitprogramm, das hier zusammengestellt ist.

„Lebensmelodien“ in Wiehl

Ein lohnendes Konzert am 19. Oktober

Dem Freundeskreis Wiehl/Jokneam ist es gelungen, eine wunderbare Veranstaltung nach Wiehl zu holen:

Das Projekt „Lebensmelodien“ führt jüdische Melodien auf, die in der Zeit von 1933 bis 1945 komponiert und gesungen, manchmal auch aufgeschrieben wurden. Die Lebensmelodien sind musikalische Werke, die größtenteils in Vergessenheit geraten sind und jetzt, mehr als 77 Jahre später, wieder erklingen sollen. Seit 2022 führt das Team der Lebensmelodien neben Konzerten auch Workshops an Schulen durch. Durch die Konzerte und das Bildungsprojekt vermitteln die Lebensmelodien einen Einblick in die jüdische Kultur und tragen zu einer aktiven Erinnerungskultur in Deutschland und zum Kampf gegen Antisemitismus bei.Dem Freundeskreis Wiehl/Jokneam ist es gelungen, ein Konzert des Projekts „Lebensmelodien“, nach Wiehl zu holen. Die Vorsitzende des Freundeskreis Wiehl/Jokneam, Judith Dürr-Steinhart: „Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Felix Klein, fördert die Konzertreihe „Lebensmelodien“. Wir freuen uns, dass Dr. Klein speziell für das Wiehler Konzert die Schirmherrschaft übernommen hat.“ Dieses besondere Konzert findet statt am Mittwoch, 19. Oktober, 19:00 Uhr (Einlass: 18.30 Uhr),
in der Wiehltalhalle (Aula des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums), Hauptstraße 81, 51674 Wiehl Der Eintritt ist frei. www.lebensmelodien.com

Nazi-Vandalismus in Radevormwald

Vor etwa 10 Jahren machte die Nazi-Kameradschaft „Freundeskreis Rade“ mit brutalen Angriffen auch überregional Schlagzeilen, eines ihrer Mitglieder wurde wegen Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach einer Razzia, bei der auch Waffen gefunden wurden, wurde der „Freundeskreis“ verboten. Längere Zeit hat man nicht mehr viel von der rechten Szene aus Radevormwald gehört. Allerdings ist im Stadtrat kontinuierlich eine rechtsextreme Fraktion vertreten: Zuerst war Udo Schäfer mit seinen Gefolgsleuten für „Pro NRW“ im Rat, dann war die Fraktion Teil von „Pro Deutschland„, jetzt ist er als AfD-Vertreter im Stadtrat von Radevormwald und im Kreistag.

In diesem Sommer tauchten in der Umgebung des „Wuppermarkt“ (ein Ladenzentrum in den nördlichen Außenorten an der Wupper) Schmierereien auf: zwei Hakenkreuze und „88“ wurden dort gesprüht.

Fast zur gleichen Zeit wurde ein Beschluss umgesetzt: An den Ortseingängen der Stadt wurden Schilder aufgestellt: „Wir sind bunt! Kein Platz für Rassismus in Radevormwald“ lautete die deutliche Botschaft.

Doch einen Tag später waren diese Schilder mit massiver Gewalt umgerissen und zerstört! Es ist deutlich, dass es sich dabei um einen gezielten und koordinierten Angriff auf die Zivilgesellschaft handelt. Der Rat der Stadt hat in einem gemeinsam (natürlich mit Ausnahme der AfD) unterzeichneten Offenen Brief deutlich Stellung bezogen: Radevormwald wird sich nicht einschüchtern lassen!

Es wäre ein starkes Zeichen der Solidarität, wenn die anderen Kommunen im Kreis die Idee der Stadt Radevormwald aufgreifen und ähnlich deutliche Zeichen gegen Rassismus an ihren Zugangsstraßen setzen würden – gerade jetzt!