Gedenkort auf den Friedhof in Wipperfürth-Kreuzberg

In der Kupfergrube „Danielszug“ in Kupferberg waren viele Zwangsarbeiter eingesetzt, die in der näheren Umgebung in Lagern lebten (Lager Wipp-3, Wipp-8 und Wipp-10 auf der Karte). Durch Infektionen auf Grund der Enge in den Lagern, durch schlechte Ernährung und durch Betriebsunfälle gab es eine ganze Reihe von Todesfällen, von denen ein großer Teil auf dem Friedhof in Kreuzberg bestattet worden sind. Weitere Todesopfer der Grube sind auf dem Friedhof am Don-Bosco-Weg in Wipperfürth und in Gummersbach bestattet.

Der Bürgerverein Kreuzberg hat die Anlage würdig gestaltet und gibt durch eine Gedenktafel Auskunft über die Zusammenhänge und über die Menschen, die dort bestattet sind. Autor der Tafel ist Ulrich Bürger, der auch die Recherchen dazu durchgeführt hat.

Der Text der Tafel ist hier nachzulesen.

Ergänzend zu den Informationen auf der Tafel haben wir noch herausgefunden:

WLADIMIER ORLOW wurde am 29. April 1926 in Selidowka, Kreis Saporosche, Ukraine / UDSSR geboren. Er war interniert im Lager Kupferberg und hat in der dortigen Kupfermine Zwangsarbeit geleistet, er wird schon im Alter von 16 Jahren als „Bergmann“ bezeichnet. Laut Sterbeurkunde ist er kurz vor seinem 17. Geburtstag am 21. April 1943 an „aktiver Lungentuberkulose“ gestorben. Diese Krankheit war bei den beengten Verhältnissen in den Lagern, den harten Arbeitsbedingungen und der schlechten Ernährung eine häufige Todesursache.

ANATOLY KUSCHNIER wurde am 15. November 1923 in Turowce geboren. Der Ort liegt in der Nähe von Kiew in der heutigen Ukraine, damals UDSSR. Auch er war Bergmann und als Zwangsarbeiter im Lager Kupferberg. Am 8. Januar 1944 ist er im Alter von 20 Jahren verstorben, die Sterbeurkunde nennt als Todesursache „akute Herzschwäche“

WASIL WENZ wird als „Bergarbeiter“ bezeichnet und war im Lager Wasserfuhr interniert, das ebenfalls zur Grube Danielszug gehörte. Geboren war er am 22. April 1920 in Mosty-Wielkie in der Ukraine (damals UDSSR). Er ist laut Sterbeurkunde am 7. Juni 1943 im Alter von 23 Jahren an Lungentuberkulose gestorben.

STANISLAUS WENELAWEK (in den Dokumenten Stanislaus Wenslawek) war am 20. April 1899 in Polen geboren. Er war Bauer, wurde aber als Zwangsarbeiter in der Mine Kupferberg eingesetzt. Am 16.Juni 1944 wurde er ins Sankt Josefs Hospital in Wipperfürth eingeliefert, dort ist er zwei Tage später im Alter von 45 Jahren gestorben. Das Krankenhaus gibt als Todesursache eine Sepsis an, es könnte sich nach der Beschreibung „Nasenfurunkel, Sinus, Trombose, Sepsis“ um eine Entzündung gehandelt haben, die viel zu spät behandelt wurde. Er hinterließ laut Sterbeurkunde seine Frau Stefanie Wenslawek.

LEO KOTENKO wird in den Listen sowohl unter „Russen“ als auch unter „Polen“ geführt. Über ihn war wenig in Erfahrung zu bringen, wir wissen nicht, wann und wo er geboren war. Er ist am 27. Mai 1945 zu Tode gekommen, also nach dem Ende des Krieges. Sein letzter Wohnort war Kupferberg. Es ist gut möglich, dass er von auswärts kam und dort in einem Lager für „Displaced Persons“ (DPs) darauf wartete, in seine Heimat zurückkehren zu können. Laut Sterbeurkunde ist er in Neyetal von Handgranaten zerrissen worden. Was genau geschehen ist, bleibt unklar.

NUECZYSLAW SALOMON (in den Dokumenten Mieczyslaw o. Mieczyslaus Salomon o. Salamon) war geboren am 30.Dezember 1923 in Amilkarowo, Kreis Schroda in Polen und verrichtete als „Zivilarbeiter“ Zwangsarbeit in der Grube Danielszug. Am 30. April 1942 muss es in der Grube zu einem schweren Unglück gekommen sein, bei dem er im Alter von 18 Jahren zu Tode kam: Die Sterbeurkunde gibt „Bruch der Halswirbelsäule“ als Todesursache an.

ALEXI SAPAROSCHEW war ein weiteres Opfer der Lungentuberkulose. Er war am 10. September 1924 in Wierbinskaja in Russland geboren, wurde zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt und war als Bergmann in der Kupfermine tätig. Die Sterbeurkunde gibt als Wohnort das „Lager für Ostarbeiter“ in Kupferberg an. Als er am 29. April 1944 starb, war er noch nicht einmal 20 Jahre alt.

LEO ZURECKI – zu diesem Namen haben wir keine Informationen gefunden. Vielleicht ist der Pole Leo Jorozyk bzw. Jurzik (siehe unten) gemeint.

LYDIA SASANOW hatte nur 5 Wochen zu leben. Geboren am 28. November 1943 im Lager Kupferberg, ist sie dort am 3. Januar 1944 gestorben. Eine Todesursache ist in der Sterbeurkunde nicht angegeben, aber es ist anzunehmen, dass die schlechten Verhältnisse im Lager ihr keine Überlebenschance ließen. Ihre Eltern Tatjana und Iwan Sasanow stammten aus Russland und lebten beide im Lager, sie werden beide zur Zwangsarbeit in der Grube eingesetzt gewesen sein.

ALEXI PLITUIOW (in den Dokumenten Plitniow) war geboren am 17. August 1925 in Lubostan/Russland. Er war interniert im „Ostarbeiterlager“ Kreuzberg und hat als „Erdarbeiter“ – wahrscheinlich in der Kupfermine „Danielszug“ – arbeiten müssen. Am 8. Januar 1945 ist er im Alter von 19 Jahren gestorben, laut Sterbeurkunde an „akuter Herzschwäche“.

VALENTIN DECHTEROW war ein Kind mit einem ähnlichen Schicksal wie Lydia Sasanow. Er war am 26. März 1944 im Lager Kupferberg geboren und ist acht Tage später, am 3. April 1944 an Lungenentzündung gestorben. Die Sterbeurkunde macht auch in diesem Fall deutlich, dass seine beiden Eltern Ellena und Juri Dechterow in Kupferberg Zwangsarbeit verrichtet haben.

NICOLY CELIMOW – vermutlich handelt es sich um Nicolai Alemow, geboren am 6. Mai 1926 im „Ljschynka-Sowjet, Russland“, der als „Schlepper“ in der Grube gearbeitet hat und im Lager Kupferberg interniert war. Dort ist er am 25. Dezember 1943 im Alter von 17 Jahren gestorben, er wurde am 27. Dezember in Kreuzberg beerdigt. Die Todesursache ist laut Sterbeurkunde „unklar“.

NICOLAY TARASZUK, geboren am 6. Dezember 1922 war als landwirtschaftlicher Arbeiter in Kreuzberg. Im Gegensatz zur Beschriftung des Grabsteins wird er in den Listen als Pole geführt. Am 21. April 1945 wurde er mit Schädelbruch ins Sankt Josefs Hospital eingeliefert, dort ist er am 22. April im Alter von 23 Jahren verstorben – so steht es in der Liste des Krankenhauses. In der Sterbeurkunde ist von einem „Knieschuss“ mit dem Zusatz „Trunkenheit“ als Todesursache die Rede. Dies scheint eine Verwechslung zu sein, denn in einer anderen Liste des Krankenhauses, die wir aus Gründen des Datenschutzes nicht verlinkt haben (es stehen auch Angaben über Personen dort, die möglicherweise noch leben), ist die Angabe „Knieschuss“ einer Person zugeordnet, die direkt über Nikolay Taraszuk steht.

AUGUST BUCHALIK wurde am 13.Juli 1910 in „Niedobschütz“ im Kreis Rybnik in Polen geboren. Er war seit 1940 Zwangsarbeiter als Bergmann in der Kupfergrube Danielszug. Nach einem schweren Betriebsunfall in der Grube wurde er am 17. Mai 1941 ins Sankt Josefs Hospital eingeliefert, am nächsten Tag ist er dort im Alter von 30 Jahren seinen schweren Verletzungen (Schädelbruch und Hirnquetschung) erlegen. Aus Gründen des Datenschutzes können nicht alle Unterlagen verlinkt werden, sondern nur die Liste des Krankenhauses über verstorbene polnische Zwangsarbeiter und die Sterbeurkunde.

HENRICUS HELIOSCH war ein kleiner polnischer Junge, der gerade mal ein Jahr alt wurde. Sein Vater Konrad Heliosch, geboren am 6. Juni 1916 in „Niedobschütz“ im Kreis Rybnik in Polen, war seit 1940 Zwangsarbeiter als Bergmann in Kupferberg, seine Mutter Albertine Heliosch, geboren am 14. Juni 1917 in Roj, war „Hausgehilfin“, wahrscheinlich in einem Haushalt in der Nähe. Konrad und Albertine Heliosch hatten am 18. März 1941 in Klüppelberg geheiratet. Am 22. Februar 1943 wurde ihr Sohn Henricus in Wipperfürth geboren, seine Eltern wohnten zu der Zeit zusammen in Kupferberg, wahrscheinlich in einem der Lager. Ein Jahr später, am 29. Februar 1944, ist der kleine Henricus dann gestorben, laut Sterbeurkunde an „akuter Herzschwäche“.

LEO JOROZYK (JURZIK, laut Sterbeurkunde „Jurczyk“) aus Polen war am 28. Oktober 1898 geboren und seit 1940 als Zwangsarbeiter in der Grube Danielszug. Nach dem Einmarsch der US-Truppen im April 1945 wurde er am 23. April 1945 ins Sankt Josefs Hospital eingeliefert. Durch die harte Arbeit und die schlechten Lebensbedingungen im Lager war er aber so krank, dass er dort am nächsten Tag an Lungentuberkulose gestorben ist.