Rückblick und Ausblick

Auch im zu Ende gehenden Jahr war unsere Arbeit geprägt vom Kampf gegen Rassismus und rechte Hetze, vom Einsatz für Toleranz und Solidarität.

Sicher – einiges lief anders wegen der notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen, aber wir haben deutliche Zeichen setzen können:

In der direkten Reaktion auf die rassistischen Morde in Hanau und auf rassistische Polizeigewalt in den USA haben unsere Mahnwachen am 20. Februar und am 6. Juni starke Beachtung gefunden, unsere öffentlichen Präsenz-Veranstaltungen zum 100. Jahrestag des Kapp-Putsches und zum Thema Rechtsterrorismus (gemeinsam mit dem Netzwerk gegen Rechts) waren gut besucht.

Zum Internationalen Tag gegen Rassismus konnten wir nicht auf der Straße aktiv werden. Aber es ist eine bunte Online-Demo zustande gekommen, bei der viele Menschen aus dem Oberbergischen Gesicht gezeigt haben.

Neu war, dass Nazis das Unverständnis einiger Menschen für die notwendigen Hygiene-Maßnahmen teilweise erfolgreich ausnutzen konnten, um Verschwörungsmythen und Antisemitismus zu verbreiten. So hat im Mai eine Facebook-Gruppe, deren Administratoren sich in ihren Profilen eindeutig zur AfD oder zu anderen Rechtsextremen bekannten, in Gummersbach zu einem „Spaziergang“ und zu einer Kundgebung gegen die Hygiene-Maßnahmen aufgerufen. Daran haben sich auch Menschen beteiligt, die eigentlich mit Rechts nichts zu tun haben. Wir haben dagegen gehalten: Mit öffentlicher Aufklärung und mit einer gemeinsamen Erklärung demokratischer Parteien und Organisationen. Und als dann im November der „Schiffmann-Wanderzirkus“ in Gummersbach Station machte und dabei der Holocaust verharmlost wurde, haben wir wieder öffentlich Stellung bezogen.

Der 8. Mai 2020 war der 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Gemeinsam mit „Wiehl bleibt bunt“ war ein großes Fest geplant. Das musste in diesem Jahr ausfallen, aber es wird nachgeholt! Denn das gemeinsame Feiern der Solidarität und der Vielfalt ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit gegen Rechts.

Der Jahrestag der Befreiung blieb in diesem Jahr dennoch nicht ohne Beachtung. An vielen Gedenkorten im Kreis wurden Blumen niedergelegt und deutliche Zeichen gesetzt.

Die Kommunalwahl im Herbst wurde von der AfD genutzt, um demagogisch Stimmung zu machen. Wir haben ihr Kommunalwahlprogramm zerpflückt. Besonders kreativ und aktiv war in Hückeswagen die Gruppe „Wir sind mehr im Bergischen“, die es erreicht hat, dass die AfD sich dort mit dem niedrigsten Ergebnis im Kreis begnügen musste. Überhaupt sind die Stimmen für die AfD weit hinter deren Erwartungen zurück geblieben, wie wir in unserer Wahlanalyse darstellen konnten.

Auf große Resonanz stieß unsere Auseinandersetzung mit dem Thema „Zwangsarbeit im Oberbergischen“. In der interaktiven Karte sind die Lager verzeichnet, in denen zur Nazi-Zeit Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in unserem Kreis interniert waren. Jetzt läuft die Aufarbeitung der Einzelschicksale der Menschen, an die auf einzelnen Friedhöfen erinnert wird. Das ist eine langwierige Arbeit, die Seite wird nach und nach vervollständigt – es lohnt sich, immer wieder mal nachzuschauen.

Was uns das Jahr 2021 bringen wird, können wir nicht vorhersagen. Wir können aber planen, was wir selber tun:

Für den 9. Januar 2021 plant die oberbergische AG von terre-des-hommes eine Mahnwache in Gummersbach, um auf das Schicksal der Kinder in den Flüchtlingslagern aufmerksam zu machen. Aufgrund des Lockdowns kann das keine Großveranstaltung werden, aber auch du kannst vorbeikommen, dich informieren und andere auf die verzweifelte Lage der Kinder dort aufmerksam machen. Wir müssen gemeinsam Druck auf die Regierungen ausüben, damit sie endlich handeln und den Kindern eine menschenwürdige Zukunft ermöglichen! (Zur Flüchtlingspolitik der EU ist am 27.12.2020 ein grandioser Text von Heribert Prantl erschienen.)

Auch 2021 wird es wieder den Holocaust-Gedenktag am 27. Januar geben und auch der internationale Tag gegen Rassismus steht wieder auf dem Kalender. Wir werden diese Termine nicht einfach vorübergehen lassen – wenn du eine gute Idee für eine Aktion hast, lass es uns wissen!

Langfristig stehen im Herbst 2021 Bundestagswahlen an. Wir werden gemeinsam darauf achten müssen, dass im Wahlkampf die Weichen für eine „klare Kante“ gegen Rechts gesetzt werden.

In diesem Sinne – es ist nicht einfach, es wird nicht einfach – lass es uns gemeinsam angehen!

Wir wünschen dir persönlich Gesundheit und alles Gute für 2021

Der Vorstand von „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“