Großes Interesse an Debatte über Hindenburg

Februar 2013: „Wer war Hindenburg?“ – unter diesem Titel steht im 80. Jahr nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten eine Informations- und Diskussionsveranstaltung des Vereins „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“.
Dr. Jürgen Frölich vom Archiv des Liberalismus informiert über die Biografie P. v. Hindenburgs, der am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte.
Stadthistoriker Gerhard Pomykaj (Gummersbach) beleuchtet die historische Situation im Oberbergischen in der Zeit um 1917, als vielerorts Straßen nach Hindenburg benannt wurden und ihm die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde, und 1933, als die Nazis an die Macht kamen.Die Veranstaltung am Mittwoch, den 13. März 2013, beginnt um 18.30 Uhr im Brauhaus Gummersbach, Hindenburgstr. 15.
Hier kann der Einladungsflyer      heruntergeladen werden.

März 2013: Volles Haus bei der Informationsveranstaltung „Wer war Hindenburg?“ des Vereins „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“: Im Gesellschaftsraum des Brau­hauses an der Gummersbacher Hindenburgstraße war kein Stuhl mehr frei. Man tagte in einer historischen Stätte, denn das Gebäude war 1905 als Neben­stelle der Reichsbank an der damaligen Promenade „Unter den Linden“ gebaut worden. Im Jahre 1917 war die Straße dann in „Hindenburgstraße“ umbenannt worden.

Moderiert von Volker Sailer (Radio Berg) informierten Dr. Jürgen Frölich vom Archiv des Liberalismus und der Gummersbacher Stadthistoriker Gerhard Pomykaj über die Person Hindenburg und über das Bild, das die Menschen von ihm hatten. Dr. Frölich stellte in seinem anregenden Vortrag den aktuellen Stand der historischen Forschung zu Hindenburg dar. Danach war der als er­folgreich gefeierte Feldherr vor allem geschickt in der Inszenierung der eigenen Persönlichkeit; so machte er bei der „Schlacht von Tannenberg“ die militäri­schen Erfolge anderer zu seinen eigenen Heldentaten. Nach Ende des ersten Weltkriegs war er es, der die „Dolchstoßlegende“ salonfähig machte. Als Reichspräsident der Weimarer Republik machte er dann 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler. Dabei war Hindenburg trotz seines hohen Alters keineswegs senil, sondern handelte mit klarem politischen Willen und trug bei der medialen Inszenierung des „Tags von Potsdam“ dazu bei, dass Hitler auch im konservativ-bürgerlichen Milieu akzeptiert wurde.
Gerhard Pomykaj schilderte die Zeit aus Sicht der Menschen im Oberbergi­schen. Sie spürten zwar in der Zeit von 1914 bis 1918 die Kriegsfolgen, erfuh­ren vom direkten Kriegsgeschehen vor allem aus der Presse. Hier wurden sie vielfach belogen, es gab eine Propaganda um den „Mythos Hindenburg“. Einer Initiative rheinischer Städte anlässlich seines 70. Geburtstags im Jahr 1917 ha­ben sich auch die Gummersbacher angeschlossen: Hindenburg wurde die Eh­renbürgerwürde verliehen, der Boulevard „Unter den Linden“ wurde in „Hinden­burgstraße umbenannt.
Angesichts des wissenschaftlichen Hindenburg-Bildes stand die Frage im Raum, wie man heute mit der Präsenz Hindenburgs in Form von Straßennamen und Ehrenbürgerschaften umgehen solle. Für „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“ zog Gerhard Jenders Parallelen zur Gegenwart: „Heute stellt das Wirken rechts­extremen Gedankengutes bis in die Mitte der Gesellschaft hinein eine große Gefahr für unsere Demokratie dar, vor 80 Jahren ist es Hindenburg gewesen, der politisch und medial die Verbindung von der Mitte der Gesellschaft zu den Nationalsozialisten hergestellt hat. Daher wäre es ein wichtiges Zeichen, Hin­denburg nicht mehr öffentlich zu ehren.“
Mit der Veranstaltung sollte die Diskussion hierüber angestoßen werden, denn nur wer die Vergangenheit kennt, wird ihre Fehler nicht wiederholen. Ein deutli­cher symbolischer Akt könnte die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft für Hin­denburg sein. Bei den Straßennamen geht es nicht nur um Gummersbach, son­dern auch um die anderen Kommunen im Kreis, die eine Straße nach Hinden­burg benannt haben. Hier sollen, soweit war man sich im Brauhaus einig, mög­lichst viele Bürger, gerade auch die Anwohner, in die Diskussion einbezogen werden.