Ein Grab auf dem Friedhof Bergerhof

Auf dem Friedhof in Wildbergerhütte-Bergerhof stehen in einem abgelegenen Teil drei Steinkreuze. Die beiden äußeren sind Gräber deutscher Soldaten, das mittlereträgt einen slawischen Namen:

Die Grablaterne vedeckt die Lebensdaten teilweise, aber es ist klar: Hier ist ein Kind begraben.

Wasil Tereschtschenko, gestorben am 15. Oktober 1944, beigesetzt am 18. Oktober1944 in Bergerhof, geboren am 10. Dezember 1943 in Hamert. Ein kleiner Junge, der nicht einmal ein Jahr alt geworden ist. Nach Angaben des Arbeitsamtes starb er an „Herz- und Kreislaufschwäche“. Woher kam Wasil?

Auf einem Friedhofsplan aus den ersten Nachkriegsjahren wird er als „Pole“ bezeichnet.

In einer Liste des Oberbergischen Kreises ist er (bei der damaligen Gemeinde Eckenhagen) unter „Russen“ aufgeführt, genauso wie in einer Grabanzeige der Gemeinde.

Auch auf der Sterbeurkunde wird er als „russischer Staatsangehöriger“ geführt. Die Bezeichnung „Russe“ wurde damals vielfach ohne weitere Differenzierung verwendet, wenn es sich um Bürgerinnen und Bürger der Sowjetunion handelte, egal aus welcher der Sowjetrepubliken sie stammten.

Erst aus der Geburtsurkunde und einem Eintrag in einer Liste der AOK über „Zivilarbeiter“ (eine euphemistische Umschreibung für Zwangsarbeitskräfte) erfahren wir mehr über Wasils Familie:

Seine Mutter, Okasana Tereschtschenko, ist am 13. Oktober 1924 als Okasana Ponomarenko in Kiew geboren. Im Januar 1943 hatte sie in „Suschtschana“ (damalige Schreibweise, ein Ort in der Region Kiew) Sergii Tereschtschenko geheiratet. Das Paar hatte nicht viel Zeit gemeinsam: Ab dem 29. Mai 1943 wird sie schon als Arbeitskraft bei Oskar Weidenbrücher in Hamert bei Wildbergerhütte geführt. Dort hat sie ihren und Sergiis Sohn geboren, dort hat sie den kleinen Wasil begraben müssen. Dort war sie bis zum Ende des Krieges.