Reichstagswahlen vom 5.März 1933

Ein interessanter Einblick in die damalige Stimmung im Oberbergischen.

Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler löste Hindenburg den Reichstag auf, für den 5. März 1933 wurden Neuwahlen angesetzt. Die Chancen der Parteien im Wahlkampf waren ungleich verteilt: Durch die Notverordnungen vom 2. Februar und insbesondere vom 28, Februar wurden die linken Parteien stark eingeschränkt, ihre Zeitungen waren verboten. Trotzdem brachten die Neuwahlen nicht das von den Nazis erhoffte Ergebnis: Trotz des Terrors gegen Kommunisten und Sozialdemokraten erhielten die linken Parteien beachtliche Anteile (SPD 18,3%, KPD 12,3%), die NSDAP verfehlte mit 43,9% die absolute Mehrheit.


Die Ergebnisse im Oberbergischen waren sehr unterschiedlich: In den katholischen Kommunen blieb das Zentrum die stärkste Kraft, in einigen Gemeinden im Südkreis erreichte die NSDAP extrem hohe Anteile (Nümbrecht, Marienberg­hausen, Denklingen, Waldbröl), diese Gemeinden bezeichneten sich selbst als „Ley-Land“. Interessant ist auch, dass es (im Mittelfeld der Tabelle) Gemeinden gab, in denen noch ein beträchlicher Teil an Stimmen für die linken Parteien abgegeben wurden – obwohl deren Zeitungen schon verboten waren, obwohl deren Mitglieder schon verfolgt wurden.

In der folgenden Grafik sind die Ergebnisse so sortiert, dass die Gemeinden mit den höchsten NSDAP-Ergebnissen ganz unten stehen. Die damaligen Gemeinden waren nicht ganz identisch mit den heutigen Kommunen.

Wer es ganz genau wissen wil: Hier ist die Original-Tabelle aus der Bergischen Wacht, die auch einen Vergleich zu den Wahlen vom November 1932 bietet (weil Engelskirchen, der Erscheinungsort der Bergischen Wacht, damals nicht im Oberbergischen Kreis lag, sind nur die um Engelskirchen liegenden Gemeinden genauer ausdifferenziert) :


Am 24. März beschloss der neugewählte Reichstag dann das „Ermächtigungsgesetz“, mit dem er seine Kompetenz praktisch aufgab und der Regierung die Gesetzgebungskompetenz übertrug. Nur die SPD-Abgeordneten stimmten dagegen (die Mandate der KPD waren einfach annulliert worden). Das Zentrum stimmte „schweren Herzens“ zu, um die eigene Partei zu retten. Ohne Erfolg: Nachdem die SPD am 22. Juni 1933 verboten wurde, musste sich das Zentrum am 5. Juli auflösen.