Gedenkfahrt zur NS-Zwangsarbeit

Hier der Bericht bei Oberberg-Aktuell

Im Rahmen einer Fahrradtour haben wir mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern einige Gedenkorte zur NS-Zwangsarbeit besucht. Unsere Fahrt am 4. September 2022 begann am Friedhof Klosterstraße in Marienheide. Dort sind 29 Männer und Frauen begraben, die während ihrer Zeit als Zwangsarbeitskräfte oder nach ihrer Befreiung aus den Lagern an den Folgen der Zwangsarbeit gestorben sind. In damals bestehenden Marienheider Krankenhaus wurden nach dem Ende der NS-Herrschaft viele Menschen behandelt, die in Folge der Auszehrung durch die schweren Arbeitsbedingungen an Tuberkulose litten. Diejenigen, die nicht mehr gerettet werden konnten, sind auf dem Friedhof bestattet worden.

Neben den Informationen über die Schicksale, die zu den Namen auf den Grabtafeln gehören, gab es auch einen regen Austausch über die Rekrutierung der Zwangsarbeitskräfte, über ihre Unterbringung und über die beteiligten Firmen.

Die nächste Station der Tour war der Friedhof Gimborn. Dort gab es Informationen zu den unterschiedlichen Gruppen von Menschen, die in den Lagern lebten und starben. In Gimborn sind vier kleine Mädchen bestattet, die in den Lagern geboren waren und dort – meist an mangelhafter Ernährung – gestorben sind. Neben ihnen liegen drei junge Kriegsgefangene, die irgendwo in der Nähe von Madonna oder Blumenau erschossen worden sind.

Um die Lager ging es beim Halt im Leppetal: Dort gab es mehrere Lager für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Vom Lager „Eibacher Hammer“ existieren noch Pläne, die schon im Juni 1940 erstellt wurden. Anhand dieser Pläne wurde vor Ort erläutert, wie das Lager ausgesehen haben muss und wo es stand. Auf einer Fläche von der Größe eines Fußballfelds standen Baracken für 600 Menschen, in einer „Stube“ von der Größe 6m x 8m „wohnten“ 18 Menschen – nicht viel mehr als 2,5 m² pro Person. Die Baracken hatten dünne Wände, sie boten bei Kälte nicht viel Schutz.

Letzte Station war der Friedhof Engelskirchen. Dort sind wegen der Bombenangriffe auf den damaligen Eisenbahnknotenpunkt viele Opfer in einem Massengrab beigesetzt, darunter auch Zwangsarbeiter*innen. Ein Italiener, der im Rahmen von „Transporten“ von Köln ins Oberbergische unterwegs war, hat eine eigene Grabstätte.

Eine Besonderheit in Engelskirchen ist der kyrillisch beschriftete Gedenkstein für „dreiundfünfzig verstorbene russische Bürger“. (Die Bezeichnung „russisch“ wurde oft pauschal für Menschen aus der damaligen Sowjetunion verwendet, unabhängig davon, ob sie aus Belarus, der Ukraine, Russland, Kasachsten usw. kamen.) Der größte Teil von ihnen sind Kriegsgefangene, die Ende 1941 / Anfang 1942 in Hommerich der rücksichtslos brutalen Behandlung des Kommandanten des dortigen Lagers zum Opfer gefallen sind. Über dieses Verbrechen, für das sich der Lagerkommandant 1951 vor Gericht verantworten musste, wurden die Teilnehmenden der Gedenkfahrt zum Abschluss informiert.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben während der Tour, die nur einen kleinen Teil des Komplexes „NS-Zwangsarbeit“ beleuchten konnten, viel Neues erfahren. Es ist wichtig, die Kenntnisse weiter zu verbreiten und auch auf den Friedhöfen – wie es schon in Ründeroth und in Wipperfürth-Kreuzberg geschehen ist – mit Informationstafeln zu erläutern, was die Gedenksteine zu bedeuten haben.