30 Jahre nach den Pogromen von Rostock:

Gemeinsam und entschieden gegen Rechts – immer und überall!

Vor 30 Jahren, vom 22. bis zum 24. August 1992, randalierte ein rechtsextremer Mob in Rostock-Lichtenhagen. Junge Nationalisten und Rassisten griffen das „Sonnenblumen-Haus“ an, in dem sich die „Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber“ und ein Wohnheim für vietnamesische Arbeiter*innen befand – und Tausende standen dabei und klatschten Beifall. Die Polizei zog sich zeitweise zurück und überließ den Angreifern das Feld. Am 24. August wurde zunächst die Aufnahmestelle evakuiert. Am Abend schlugen die Nazis die Fenster des Wohnheims ein und warfen Brandsätze in das Haus, die vietnamesischen Bewohner*innen retteten sich über das Dach des Hauses und wurden schließlich, als Polizei und Feuerwehr endlich vor Ort waren, mit Bussen evakuiert.

Screenshot aus „The Truth lies in Rostock“

Die Ereignisse sind sehr gut dokumentiert im Film „The Truth lies in Rostock“ und im wikipedia-Artikel „Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen“

Die Reaktionen der Politiker waren beschämend: „Der Staat muss jetzt handeln“, kündigte der damalige Bundesinnenminister Seiters an, „Wir müssen handeln gegen den Missbrauch des Asylrechts, der dazu geführt hat, dass wir einen unkontrollierten Zustrom in unser Land bekommen haben…“ Nicht gegen die Täter sollte vorgegangen werden, sondern den Opfern wurde die Schuld gegeben.

Das Verhalten der Regierenden führte nicht zu einer Deeskalation, denn es gab den Tätern Recht und bestärkte sie in ihrem Handeln. In den folgenden Wochen wurden 40 weitere Wohnheime von Nazis angegriffen. Als dann am 17. November 1992 auch die SPD den Beschluss fasste, die Einschränkung des Grundrechts auf Asyl mitzutragen, zündeten sechs Tage später Neonazis ein Haus in Mölln an, drei türkischstämmige Frauen kamen in den Flammen um.

Und als Ende Mai 1993 die entsprechende Grundgesetzänderung tatsächlich im Bundestag beschlossen wurde, brannte drei Tag später das Haus der Familie Genç in Solingen – fünf Menschen starben.

Die schrecklichen Ereignisse von 1992/93 haben gezeigt: Man kann Nazis nicht bekämpfen, indem man ihnen nachgibt und ihre Forderungen erfüllt. Das haben die Menschen auch damals erkannt: Hunderttausende gingen Ende 1992 auf die Straßen gegen den Hass, sie forderten ein Zusammenstehen gegen Rassismus. Nach den Morden von Solingen gab es wieder Demonstrationen, auch in Gummersbach. Und dieser Geist der Solidarität, des gemeinsamen Einstehens für die Menschenwürde und gegen den Hass ist das, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Nicht immer müssen das große Demonstrationen sein, wichtig ist das alltägliche solidarische Miteinander.

Aber wir müssen wachsam bleiben: Auch wenn zur Zeit keine Brandsätze geworfen werden – die Brandstifter sind nicht verschwunden. Sie sitzen sogar in unseren Parlamenten. Eine demokratische, offene, gleich­berechtigte Gesellschaft gibt es nicht geschenkt. Wir müssen täglich dafür eintreten. Rechten Populisten, Rassisten und Nationalisten dürfen wir keinen Raum bieten. Gemeinsam und entschieden gegen Rechts – immer und überall!

Ob bei Sonnenschein vor der Halle 32 gegen die AfD …
…oder bei Regen mit einer Menschenkette gegen Rassismus: Gemeinsam gegen Rechts!

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