1. Mai 2021 – Gemeinsam für soziale Gerechtigkeit

Heraus zum 1. Mai! – Unter diesem Motto stand die Mai-Kundgebung, die Aziz Kocyigit in Gummersbach organisiert hatte. Unter Corona-Bedingungen war nur eine kleine Zahl an Teilnehmenden möglich. Neben der DIDF, den Parteien DIE GRÜNEN und DIE LINKE nahm auch „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ an der Kundgebung teil.

Hier der Bericht bei „Oberberg Aktuell“

Weitere Bilder in der Bildergalerie ist am Ende dieses Berichts (Dank an Jörg Mehlhorn)

Hier unser Redebeitrag:

Liebe Kundgebungsteilnehmerinnen und -teilnehmer,

ich danke euch, dass ihr heute trotz der widrigen Umstände hier zusammen gekommen seid. Es geht am 1. Mai um die Rechte der Arbeitenden, um soziale Gerechtigkeit. Zu den aktuellen berechtigten Forderungen der Gewerkschaften, dazu, wie die Pandemie in unserem Land die Kluft zwischen Arm und Reich weiter auseinander gebracht hat, dazu, dass die dringend notwendige Solidarität leider nicht das grundlegende Prinzip bei der Pandemie-Bekämpfung ist, dass wirtschaftliche Interessen zu oft den Vorrang vor Gesundheit haben – dazu muss ich nichts sagen, darauf sind meine Vorrednerinnen und Vorrednern gründlich eingegangen.

Als Sprecher für „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“ möchte ich mir erlauben, ein Blick in die Geschichte zu werfen, damit wir gewarnt sind und damit wir daraus lernen können.

Der 1. Mai vor 100 Jahren, im Jahr 1921: Ich kann euch leider keine Details über die Maikundgebung 1921 in Gummersbach liefern. Aber damals war es gerade ein Jahr her, dass sich in Gummersbach Gewerkschaftler gemeinsam dem Putschversuch der Nationalisten um Kapp und Lüttwitz entgegen gestellt hatten – und sie hatten Erfolg gehabt: Hier in Gummersbach wurden die Putsch-Truppen entwaffnet und mussten abziehen. Doch wie ging es weiter? Weder Kapp noch Lüttwitz wurden für ihre Taten verurteilt, die Freikorps, die für sie gekämpft hatten, wurden nach der Niederschlagung des Putsches von der Regierung eingesetzt – gegen die Arbeiter, die die Republik verteidigt hatten. So konnte der reaktionäre, militaristische, extrem rechte Sumpf neue Blüten treiben: Im Februar 1921 veranstaltet die NSDAP ihre erste Massenkundgebung im Zirkus Krone in München, im Juni 1921 wird der USPD-Vorsitzende Karl Gareis ermordet – kein Täter ermittelt, obwohl die Spur zur Nazi-Terrororganisation Consul führt. Ende Juli wird Hitler zum Vorsitzenden der NSDAP gewählt, im August wird die NSDAP-Schlägertruppe SA gegründet. Ende August wird dann der Zentrums-Politiker Erzberger ermordet – diesmal werden die Mörder aus der Organisation Consul identifiziert. Gefasst oder verurteilt wurden beide nicht. Sie gingen ins Ausland und kamen nach 1933 zurück nach Deutschland, weil die Nazi-Regierung ihnen Straffreiheit zusicherte. Nach 1945 kamen sie dann doch noch vor Gericht, länger als zwei Jahre saß keiner von beiden im Gefängnis für den Mord.

Warum erzähle ich euch diese alten Geschichten?

Sie zeigen, wie damals nicht konsequent genug gegen Rechts vorgegangen wurde. Wie Staat und Justiz die Attentäter von Rechts entkommen ließen, aber gegen streikende Arbeiterinnen und Arbeiter Schnellgerichte installierte. Die Folgen kennen wir: 12 Jahre später wurden am 2. Mai die Gewerkschaftshäuser von den SA-Schlägern gestürmt, Demokraten wurden in die KZs gesperrt. 20 Jahre später, im Jahr 1941, hatten die Nazi-Truppen Europa mit einem blutigen Eroberungskrieg überzogen, der 50 Millionen Tote forderte. In den Köpfen und in den Seelen der Deutschen ging die Saat des Antisemitismus und des Rassismus auf, eine Ideologie, die Menschen auf Grund ihres Aussehens oder ihrer Abstammung in wertvoll und minderwertig einteilt, die dazu führte, dass 6 Millionen Menschen jüdischen Glaubens oder jüdischer Abstammung und eine halbe Million Sinti und Roma systematisch ermordet wurden.

Und heute?

Heute erleben wir, wie nach den Morden der Nazi-Terrororganisation NSU nicht alle Hintergründe aufgedeckt werden, wie bei jedem Mord, den rechte Terroristen begehen, immer nur „verwirrte Einzeltäter“ verurteilt werden, wie extrem rechte Netzwerke bei Polizei und Militär enttarnt werden.

Heute sitzt im Bundestag die AfD, deren Fraktionsvorsitzender Gauland, allen Ernstes die Verbrechen der Nazis als einen „Vogelschiss“ in der Geschichte bezeichnet, auf deren Bundesparteitag vor 3 Wochen gefordert wurde, dass bei der Bundeswehr die alten Kampflieder der Nazi-Armee wieder gesungen werden sollen, bei der der Faschist Höcke – auf ebendiesem Parteitag – mit seinen Anhängern Beschlüsse durchsetzt, über die sogar Beatrix von Storch (die, die an deutschen Grenzen auch auf Frauen und Kinder schießen lassen wollte) entsetzt ist.

Wie leicht Menschen auch heute noch durch irrationale Parolen und Lügen von geheimen Verschwörern zu beeinflussen sind, zeigt der Zulauf zu Gruppierungen, die den Unmut über notwendige Hygiene-Maßnahmen in extrem rechtes Gedankengut umbiegen.

Dem müssen wir uns gemeinsam entgegen stellen und gerade im Bundestags-Wahljahr deutlich machen:

Rassismus, Hass, Egoismus und Nationalismus sind keine Alternative! Friedliches Miteinander, gegenseitiger Respekt, Hilfsbereitschaft, Solidarität und soziale Gerechtigkeit – darum geht es, dafür müssen wir kämpfen, damit die Menschen auf dieser Erde eine gemeinsame Zukunft haben!

Bildergalerie (für vergrößerte Ansicht Bild anklicken)