Ermordung russischer Zwangsarbeiter in Lindlar

In Lindlar wurden in den letzten Kriegstagen russische Zwangsarbeiter ermordet. Der Ort des Verbrechens und der Gedenkort sind auf der Karte markiert.

Elisabeth Broich hat in „Lindlar zwischen Kreuz und Hakenkreuz – Lindlar 1933-1945“ unter dem Titel „Das Russendrama“ darüber geschrieben:

In Overath war am 31. März ein NS-Parteigenosse nachts auf der Straße erschossen worden, unweit eines Russenlagers. Man packte Tage später zur Vergeltung dieser Tat etwa 20 völlig unbeteiligte Russen des benachbarten Lagers auf einen Lastwagen und brachte sie unter Volkssturmbeteiligung nach Lindlar. Die Russen wurden in der Nacht durch den Fronhofsgarten, der damals ein unwegsamer Hohlweg war, zum Bungerst getrieben; etwa zehn konnten dabei in der Dunkelheit entkommen, einer noch während der Exekution. Die übrigen zehn wurden am Montag, den 9. April 1945 im Bungerst erschossen und oberhalb der Eremitage unweit des Wasserbehälters in einem Loch verscharrt und mit Reisig und Erde notdürftig bedeckt. … Die Namen von zwei der Hauptverantwortlichen für dieses Massaker sind übrigens bekannt. Sie konnten in den 50 Jahren nicht aufgespürt werden.

Nach dem Einmarsch der US-Truppen wird das Verbrechen bekannt.

Am 15. Juni ließen die Amerikaner dann die bereits stark verwesten Leichen von Lindlarer Bürgern mit bloßen Händen und unter starker Bewachung ausgraben. Die anschließende Begräbnisfeier wurde von der amerikanischen Wochenschau gefilmt und in den Kinos gezeigt … Dieser Film dauert weniger als eine Minute. Er beginnt mit dem Zug von der Schule zur Eichenhofstraße. Etwa vor dem Geschäft Quabach, heute Blumengeschäft „Holländer“, wurden die Särge, die Lindlarer Bürger tragen mussten, abgesetzt, geöffnet, und die Lindlarer Bevölkerung wurde unter Androhung des Entzugs von Lebensmittelkarten gezwungen, dort vorbeizugehen und die Augen auf die Leichen zu richten.

Quelle: Dörte Gernert: „Lindlar zwischen Kreuz und Hakenkreuz – Lindlar 1933-1945“ mit Beiträgen von Elisabeth Broich und Guido Wagner, herausgegeben von der Gemeinde Lindlar, Lindlar 1995 (Seite 210/211)

Der Film, der zunächst ein Gedenken in Köln zeigt, ist hier zu sehen.

https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn1001288

Eine Tafel an der Kirche St. Severin erinnert an das Verbrechen.