Gedenkstätte auf dem Friedhof Grotenbach in Gummersbach

Das Feld wird auf einer Hinweistafel als „Ausländer-Ehrengräber“ bezeichnet. Auf einer Säule werden die Bestatteten nach Nationalitäten sortiert, an oberster Stelle wird ein „Volksdeutscher“ genannt (Der Begriff „Volksdeutsche“ ist bei den Nazis geprägt worden für Menschen mit deutsche Wurzeln, die ihre Heimat im Ausland hatten). Wir haben bei unseren Recherchen den „Volksdeutschen“ nicht eindeutig identifizieren können. Auf dem Feld sind 45 Personen bestattet, davon sind 39 namentlich bekannt. Einige von ihnen waren Kinder, deren Eltern Zwangsarbeiter waren, die Erwachsenen waren Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus verschiedenen Ländern.

Ein Hinweis zu den Quellen: Wir haben nur Quellen verlinkt, in denen es ausschließlich um die hier aufgeführten Personen geht. Listen der AOK und der Krankenhäuser haben wir nicht verlinkt, weil in ihnen auch Personen aufgeführt sind, die möglicherweise noch leben.

Nina Loboda war am 23. Dezember 1926 in Choiniki in Russland geboren. Sie wird in der Sterbeurkunde als „Ostarbeiterin“ bezeichnet. Es geht aus den Unterlagen nicht hervor, wann sie nach Deutschland verschleppt wurde. Also Wohnort ist „Derschlag“ angegeben, also wird sie in einem der dortigen Betrieben gearbeitet haben und im zugehörigen Lager interniert gewesen sein. Sie wurde kurz vor ihrem 18. Geburtstag, am 23. November 1944, ins Krankenhaus Gummersbach eingeliefert. Dort starb sie am 2. Dezember 1944 an „Wurmfortsatzentzündung“ , wie es in einer Liste des Gesundheitsamtes heißt.

Danuta Juszczuk (in den Urkunden auch „Juszezuk“) war kleines Mädchen, sie ist nicht einmal vier Jahre alt geworden. Geboren war sie am 29. März 1941, gestorben ist sie am 20. Dezember 1944 in Vollmerhausen an Lungentuberkulose. Nach den Angaben auf der Sterbeurkunde ist sie in „Edgersleben / Kreis Wanzleben“ geboren, das ist allerdings nicht konsistent mit dem handschriftlichen Vermerk „Russe“. Aus einem Hilfsersuchen aus dem Jahr 1947 (Seite1 Seite2) geht hervor, dass ihre Mutter Polin war und im Jahr 1944 zwangsweise nach Deutschland gebracht wurde. Dies passt zu den Angaben der Betriebskrankenkasse Krahwinkel, nach denen Danutas Mutter Alicia ab dem 4. August 1944 bis zum 9. April 1945 bei der Firma Leop. Krahwinkel gearbeitet hat. Die Mutter hatte wohl beim Transport nach Deutschland ihr Kind mitnehmen müssen, das sich dann im Lager an Tuberkulose angesteckt haben muss.

Lidija Kirdewa war am 11. Juli 1926 in Rostow in Russland geboren. Kurz vor ihrem 18. Geburtstag ist sie am 23. Mai 1944 in Gummersbach gestorben (Sterbeurkunde). Als Todesursache gibt das Standesamt in einer Liste „Aspirationsasphyxie“ an, sie ist also erstickt. Seit wann sie in Deutschland war und wo sie arbeiten musste, wissen wir nicht.

Viktor Lopozenko(w) ist nach den Angaben auf der Sterbeurkunde am 9. September 1927 in Russland geboren und am 21. März 1945 im Krankenhaus Gummersbach an Fleckfieber gestorben. Als Wohnort ist „Berghausen“ angegeben, damit ist wahrscheinlich eines der Lager bei den Stahlwerken im Leppetal gemeint. Die Todesursache Fleckfieber lässt auf schlechte hygienische Verhältnisse im Lager schließen. Er war am 14. März 1945 ins Krankenhaus eingeliefert worden und ist nach einer Woche dort verstorben.

Onorino Mattiussi war Italiener, geboren am 23. Oktober 1921 in Teor. Er ist am 31. Mai 1945 gestorben, nach einer Liste des Standesamtes an Lungentuberkulose. Laut Sterbeurkunde hatte er in Gummersbach-Windhagen „gewohnt“, wahrscheinlich war er im dortigen Kriegsgefangenenlager interniert. Er hat (nach Angaben der AOK) seit dem 12. September 1944 bei der Firma Gebrüder Merten gearbeitet. In der Sterbeurkunde wird er als „Arbeiter“ bezeichnet, wahrscheinlich war er aber – nach dem Sturz der faschistischen Regierung in Rom – als italienischer Militärangehöriger ein Kriegsgefangener.

Tanja Makatruk war 1922 in Russland geboren. Das genaue Geburtsdatum und der Geburtsort sind laut Sterbeurkunde unbekannt, dort ist lediglich der Wohnort „Friedrichstal“ angegeben (zwischen Gummersbach-Niederseßmar und Vollmerhausen), wo sich die Textilfabrik Hermann Baldus mit einem Lager befand. Tanja Makatruk ist im Alter von 23 Jahren am 29. April 1945 im Krankenhaus Gummersbach gestorben, also ca. 14 Tage nach dem Einmarsch der US-Truppen. Die ZwangsarbeiterInnen aus Polen und aus Russland sind meist auch nach der Niederlage der Nazis im Oberbergischen in den Lagern geblieben, bis sie (frühestens nach dem 8. Mai 1945) in ihren Heimat zurückkehren konnten.

Petrus Henri van Goethen war am 21. September 1921 in Meerdenk in Belgien geboren. In der Sterbeurkunde wird als letzter Wohnort „Köln-Bickendorf, Rotkehlchenweg 20“ angegeben. Ob er dort in einem Lager gelebt und in Köln gearbeitet hatte, wissen wir nicht. Er wurde laut einer Liste des Krankenhauses Gummersbach am 23. November 1944 dort eingeliefert und ist am 3. Dezember im Alter von 23 Jahren gestorben. Als Todesursache gibt das Standesamt ein Magengeschwür an. Anscheinend haben sich die NS-Behörden nicht die Mühe gemacht, seine Angehörigen ausfindig zu machen, denn aus einer Liste des Kreises geht hervor, dass aus seinem Eigentum „210 Franken durch Städt. Krankenhaus an die Reichsbank Gummersbach abgeliefert“ wurden.

Kasimir Saruzki war mit seinem Geburtsjahr 1907 einer der älteren „Ostarbeiter“. Er war am 23.März 1907 in Delew, Kreis Petrikowski in Russland geboren, in der Sterbeurkunde ist als Wohnort Gummersbach angegeben. Laut einer Liste der Betriebskrankenkasse hat er ab dem 6. Juni 1944 bei Steinmüller gearbeitet. Die Unterlagen bezeichnen seine Nationalität mal als polnisch, mal als russisch. Er wurde am 28. Oktober stationär im Krankenhaus Gummersbach aufgenommen und blieb dort bis zum 5. Januar 1945. Am 8. Januar 1945 ist er im Alter von 37 Jahren gestorben. Als Todesursache wird ein „Herzleiden“ angegeben. Er hinterließ eine Ehefrau, in der Sterbeurkunde steht: „Der Verstorbene war verheiratet mit (Name und Wohnort der Frau unbekannt)“

Hendryk Hajduk war am 11. Oktober 1922 in Lodz in Polen geboren. In seiner Sterbeurkunde wird als Wohnort Kotthausen angegeben, er muss also in einem der beiden Lager dort interniert gewesen sein und bei der Firma Kind oder der Firma Simons gearbeitet haben. Er wurde am 31. Juli 1942 in Krankenhaus Gummersbach eingeliefert und ist dort – noch nicht einmal 20 Jahre alt – am 5. August 1942 an Diphtherie gestorben.

Lambertus Martinus van der Heyden ist gerade einmal 18 Jahre alt geworden. Er war am 8. April 1923 in Vught in Holland geboren. Auf seiner Sterbeurkunde wird als Wohnort Elsenroth angegeben, dort gab es kein Lager, er wird also wohl bei einem Landwirt gearbeitet haben. Er wurde am 17. März 1941 ins Gummersbacher Krankenhaus eingeliefert und ist dort am 6. Juni 1941 an „Lungen- und Bauchfell-Tuberkulose“ gestorben.

Piotr Miatuikowski (als Miatnikowski in den Listen) war Pole, laut Sterbeurkunde geboren am 20.September 1910 in Burakow. Gestorben ist er am 4. Dezember 1941 an Magenkrebs im Krankenhaus Gummersbach, dort war er am 2. Dezember eingewiesen worden. Die AOK vermerkt in einer Liste, dass er seit dem 24. Mai 41 in Morsbach bei Wilhelm Puhl als landwirtschaftlicher Gehilfe gearbeitet hatte. In einer Liste des Oberbergischen Kreises wird festgehalten: sein Eigentum von RM 7,65 „ist am 5.12.41 durch das Städt. Krankenhaus an das Arbeitsamt Gummersbach abgeliefert worden“

Anna Bida wurde am 3. Oktober 1924 in Pidstawke in Russland geboren. Ihr letzter Wohnort war laut Sterbeurkunde Bergneustadt, dort hat sie nach einer Liste der AOK seit dem 6. September 1944 bei der Firma E.Leybold’s Nachfolger, Kölner Str. 46, gearbeitet, wo sich auch ein Internierungslager befand. Am 2. Februar 1945 wurde sie ins Krankenhaus Gummersbach eingeliefert, wo sie am 15. März 1945 im Alter von 20 Jahren gestorben ist. Das Standesamt gibt in einer Liste – wie bei vielen anderen ZwangsarbeiterInnen – Lungentuberkulose als Todesursache an. Das häufige Auftreten der Infektionen war eine Folge geschwächter Immunsysteme und der beengten Wohnsituation der Zwangsarbeiterinnen.

Josef Venol (eher Vencl) war Tscheche, er wurde am 22.September 1902 in Raudnitz geboren. Er war schon seit dem 4. Juli 1939 Arbeiter bei L&C Steinmüller. Am 8. April 1944 wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, dort ist er am 11. April gestorben. Das Krankenhaus gibt als Todesursache „Anämie“ an.

Kamiel Josef de Kerf hatte ab dem 20.März 1942 an im KdF-Hotel Waldbröl gearbeitet und war auch dort interniert. Er war laut Sterbeurkunde am 26. September 1890 in Steendorf/Belgien geboren. Am 25. Dezember 1942 wurde er in Krankenhaus Gummersbach eingeliefert, dort ist er schon vier Tage später, am 29. Dezember, an offener Lungentuberkulose gestorben. Dass er mit einer so ansteckenden Krankheit erst so spät ins Krankenhaus kam, wirft ein Licht auf die hygienischen Verhältnisse im KdF-Hotel und im Lager der Zwangsarbeiter dort.

Maiborowda war eine unbekannte männliche Person, er ist gestorben am 12. April 1945, also in den Tagen, als der Krieg im Oberbergischen mit den letzten Gefechten zu Ende ging. Wahrscheinlich ist er in einen Schusswechsel geraten, denn als Todesursache ist in einer Liste des Standesamtes „Bauch- und Lungensteckschuss“ angegeben. Wir wissen nicht, wo er herkam. Nicht einmal sein Vorname ist bekannt. – In der Liste der Betriebskrankenkasse der Fa. Leopold Krahwinkel ist eine Natalia Maiboroda eingetragen, die am 25. August 1924 in Uspensk geboren ist und vom 14. Dezember 1942 bis zum 9. April 1945 dort gearbeitet hat. Möglich wäre, dass es sich um seine Frau handelte und er unterwegs war, um sie zu suchen…

Flori Moldavan war geboren am 11. April 1907 in Rumänien und kam aus Pojeny. Gestorben ist er am 20. April 1945 in Gummersbach an Lungenentzündung (Liste der Stadt Gummersbach). Er war bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus Gummersbach am 20. April wohl schon so krank, dass er am selben Tag verstarb. Er war verheiratet, doch auf der Sterbeurkunde steht „Name und Wohnort der Ehefrau unbekannt“ – seine Frau ist wohl nicht von seinem Tod benachrichtigt worden.

Cornelius Kooymans war Elektromonteur und kam aus Holland. In seiner Sterbeurkunde ist als Geburtsort zwar Herne angegeben, sein letzter Wohnort war aber Rotterdam. Geboren war er am 7. Februar 1916, gestorben ist er am 20. April 1945 in Gummersbach. Wo er gearbeitet hatte und in welchem Lager er untergebracht war, wissen wir nicht. Er muss sich auf jeden Fall mit Tuberkulose infiziert haben, denn er war am 14. April, also kurz nach dem Einmarsch der US-Truppen, ins Gummersbacher Krankenhaus eingeliefert worden, dort ist er dann 6 Tage später an offener Lungentuberkulose gestorben. Angehörige haben die Behörden nicht gefunden, denn sein Eigentum von 55 Gulden wurde vom Krankenhaus an die Reichsbank Gummersbach überwiesen.

Jozwik Czeslaw war Arbeiter, laut Sterbeurkunde geboren am 5. Februar 1929 (Ort unbekannt, aber als „Russe“ eingeordnet). Gestorben ist er wohl am 11. April 1945 im Alter von gerade 16 Jahren in Gummersbach, laut einer Liste der Stadt durch einen Granatsplitter (er wurde tot aufgefunden). Nähere Angaben, wo und wie genau er zu Tode kam, sind nicht zu finden.

Tatjana Taranowa kam aus Russland. Sie war am 15. Dezember 1920 in Petrowka im Kreis Kirowoyradskoi geboren. Laut Sterbeurkunde wohnte sie in Ründeroth, sie hat nach einer Liste der Betriebskrankenkasse vom 2. November 1942 bis zum 17. Juli 1944 bei der Firma Dörrenberg als Hilfsarbeiterin gearbeitet. Dort muss sie sich im Zwangsarbeiterinnen-Lager oder bei der Arbeit infiziert haben, denn sie wurde nach dem 17. Juli 1944 als „Tbc-krank“ aus der Liste ausgetragen. Wie sie behandelt wurde, ist nicht ganz nachzuvollziehen. Sie wurde erst am 18. August 1944 ins Gummersbacher Krankenhaus eingeliefert, am 23. Februar 1945 wurde sie entlassen. Sie war aber offensichtlich nicht gesund, denn am 16. April 1945 kam sie (sicher auf Betreiben der inzwischen einmarschierten US-Truppen) wieder in Krankenhaus, wo sie dann am 21. April 1945 im Alter von 25 Jahren an Lungentuberkulose verstarb.

Wasil Vinogradnij (in den Listen Winogradny) war als landwirtschaftlicher Arbeiter im Oberbergischen Kreis. Er war geboren am 7. Juni 1921 in Pawlowka / Kreis Stalino / Russland. Wo er gearbeitet hat, lässt sich nicht rekonstruieren. Gestorben ist er laut Sterbeurkunde am 9. Juli 1943 in Kalteneich (bei Derschlag). In der Liste des Standesamtes ist als Todesursache „Tod durch Erhängen“ angegeben, in einer anderen Liste steht „Freitod“. Was wirklich geschehen ist, konnten wir nicht herausfinden.

Valentina Potozkaja wird in der Sterbeurkunde als „Ostarbeiterin“ bezeichnet,geboren am 31. Dezember 1927 in Taganrog / Russland. Sie war also höchstens 15 Jahre alt, als sie zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurde. Als letzter Wohnort ist Lindlar angegeben, sie muss also in einem der Lager interniert gewesen sein, die in der Gemeinde Lindlar lagen. Am 25. Mai 1944 wurde sie ins Krankenhaus Gummersbach eingeliefert, dort ist sie im Alter von 16 Jahren am 5. August 1944 an offener Lungentuberkulose gestorben.

Janina Galant war Landarbeiterin, sie war aus Polen zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert worden. Laut Sterbeurkunde wohnte sie in Oberbantenberg, wahrscheinlich hat sie auf einem der Höfe dort gearbeitet. Geboren war sie am 18. August 1926 in Colizow (Goliszew). Am 16.September 1944 ist sie im Alter von 18 Jahren (nach einer Liste der Stadt Gummersbach) an Diphtherie gestorben.

Wasil Romanow war ein weiteres Opfer der Lungentuberkulose. Er wird in der Sterbeurkunde als „Ostarbeiter“ und „Russe“ bezeichnet, als Geburtsdatum ist dort der 9. Oktober 1921 angegeben, seinen Geburtsort kannten die Behörden nicht. Er wurde aus Wipperfürth in Gummersbacher Krankenhaus eingeliefert (am 22. Mai 1944), gestorben ist er am 13. Juli 1944 im Alter von 22 Jahren. Seine Todesursache ergibt sich aus einer Liste der Stadt Gummersbach.

Sophie Josefa Sosnowska war ein Säugling, sie ist nur 4 Monate alt geworden. Geboren war sie am 19. März 1944 in Bonn, am 25. Juli 1944 ist sie in Gummersbach gestorben (Sterbeurkunde). Die Stadtverwaltung gibt in einer Liste als Todesursache „Furunkulose“ an. Laut Sterbeurkunde wohnte die kleine Sophie Josefa in Hanfgarten, dort hat (nach einer Liste der AOK) ihre Mutter ab dem 9. Mai 1944 bei einem Landwirt gearbeitet.

Anna Schwez war Russin, sie war im Jahr 1917 in Choroscha geboren. Die Sterbeurkunde gibt als letzten Wohnort Nieder-Habbach (bei Frielingsdorf) an, dort befand sich ein sehr großes ZwangsarbeiterInnen-Lager, in dem nach Angaben der Gemeindeverwaltung 450 – 500 Menschen aus der Sowjetunion interniert waren (siehe Karte und Liste Lindlar – Li-7). Dieses Lager wurde durch den Werkschutz der Firma Schmidt und Clemens in Kaiserau bewacht, so dass man annehmen kann, dass die Insassen bei S&C gearbeitet haben. Anna Schwez war zunächst vom 23.März bis zum 5. April 1944 im Krankenhaus Gummersbach, dann wurde sie wieder am 23. Mai eingeliefert und ist am 24. Mai im Alter von 27 Jahren verstorben Als Todeursache gibt eine Liste des Standesamtes „Bauchfellentzündung“ an.

Warvara Korniewa war am 17. Oktober 1922 in Gorlowka /Kreis Stalino in Russland geboren. Sie wird in der Sterbeurkunde als „Fabrikarbeiterin“ bezeichnet, als Wohnort ist Rebbelroth angegeben (dort gab es ein Zwangsarbeiterinnenlager der Lederwarenfabrik Kritzler). Seit wann sie dort war, wissen wir nicht genau. Sie muss aber schon 1942 im Oberbergischen gewesen sein, denn vom 21.10.42 bis zum 15.12.42 war sie stationär im Gummersbacher Krankenhaus. Am 29. Mai 1944 ist sie im Alter von 21 Jahren gestorben, das Standesamt nennt als Todesursache „Gehirnabszeß“.

Alexander Haranin war gerade 17 Jahre alt geworden, als er starb. Laut Sterbeurkunde war er am 20. Oktober 1926 in „Schacti, Gau Rostow“ in Russland geboren. Als Wohnort wird dort Kupferberg (Ortsteil von Wipperfürth) angegeben. Dort befand sich die Kupfer-Grube „Danielszug“, in der viele Zwangsarbeiter schufteten, und ein dazugehöriges großes Lager (siehe Karte, Wip-3). Wir können davon ausgehen, dass Alexander Haranin in der Grube gearbeitet hat. Im Lager hat er sich – geschwächt durch die harte Arbeit – mit Tuberkulose infiziert. Er war nach Angaben des Krankenhauses Wipperfürth dort vom 13. bis zum 18. Oktober 1943 wegen Lungen-Tbc in Behandlung und wurde dann ins Gummersbacher Krankenhaus überführt, wo er am 13. November 1943 gestorben ist. Die Krankheit muss sich noch weiter verschlimmert haben, denn das Standesamt nennt als Todesursache „offene Lungentuberkulose“.

Magomel Isaen (der Vorname wird auch Magomat oder Magomet geschrieben) wurde am 9. Januar 1944 im Wald bei Niederseßmar tot aufgefunden, In einer Liste der Stadt Gummersbach wird sein Alter mit 37 Jahren angegeben – mehr ist nicht bekannt. Auch in der Sterbeurkunde steht fast überall „unbekannt“. Wir wissen nicht, wo er her kam, woran er gestorben ist und ob er einem Verbrechen zu Opfer fiel. Auf Grund seines Alters kann man davon ausgehen, dass es sich bei ihm um einen Kriegsgefangenen handelte. Es gab einige Fälle, in denen russische Kriegsgefangene von den Wachmannschaften oder von der Gestapo erschossen worden sind.

Ignat Golemba war am 15. Dezember 1915 geboren. Sein Geburtsort wird in der Sterbeurkunde mit „Schabutierzu“ angegeben, in einer Liste des Standesamtes steht „Schebutinzu“ – beide Orte sind in dieser Schreibweise nicht zu finden, sein Geburtsort soll sich aber in Russland befinden. Aus einer Liste der AOK geht hervor, dass er vom 8. April 1943 bis zum 8. Januar 1944 bei Kind & Co, in Bielstein gearbeitet hat. Am 3. März 1944 wurde er in das Krankenhaus Gummersbach eingeliefert, wo er am 13. April 1944 im Alter von 28 Jahren an Lungentuberkulose starb.

Genadin Sobelewa (richtiger: Sobolewa) ist nicht einmal ein Jahr alt geworden. Er wurde am 30. Juni 1943 geboren, sein in der Sterbeurkunde genannter Geburtsort Idritza in Russland lässt darauf schließen, dass seine Mutter nach seiner Geburt zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert wurde und ihr Kind mitgenommen hat. Nach einer Liste der Stadt Gummersbach ist der kleine Genadin am 20. April 1944 an Masern gestorben. Weil der Wohnort pauschal mit „Gummersbach“ angegeben ist, wissen wir nicht, in welchem Lager seine Mutter mit ihm interniert war.

Wassilij Semjanski wurde am 1. Februar 1923 in Burscha im Sadarin-Gebiet in Russland geboren. Seine Sterbeurkunde gibt als letzten Wohnort Bergneustadt an, er muss also in einem der Lager dort gelebt und bei einer der Bergneustädter Firmen gearbeitet haben. Er wurde am 8. März 1944 in das Krankenhaus Gummersbach eingeliefert, dort ist er am 27. April 1944 im Alter von 21 Jahren gestorben. Einer Liste der Stadt Gummersbach können wir entnehmen, dass auch er – wie viele andere Zwangsarbeiter – an Lungentuberkulose starb.

Ina Schmarw (eigentlich Schmarow) war ein polnisches Kind. Geboren war sie am 24. März 1943 in Gotok, sie muss also danach mit ihrer Mutter nach Deutschland gekommen sein, die hierher zur Zwangsarbeit deportiert wurde. Gestorben ist sie am 20. April 1944 an Masern. (Dass Todesdatum und -ursache mit Genadin Sobolewa übereinstimmen, kann eine Verwechslung bei den Behörden sein, es kann aber auch bedeuten, dass die beiden Kinder im selben Lager waren und sich gleichzeitig angesteckt hatten.) Ihre Mutter Paulina Schmarowa war laut Liste der AOK vom 6. April 1944 bis zum 12. April 1945 bei der Firma Sondermann in Gummersbach als Arbeiterin geführt. Quellen: Sterbeurkunde Liste der Stadtverwaltung

Leonid Stroschinsky, geboren am 26. Dezember 1927 in „Jasen / Russland“ (laut Sterbeurkunde) war noch nicht einmal 15 Jahre alt, als er – wie es in einer Liste der AOK dokumentiert ist – am am 11. September 1942 begann, bei der Firma Eichhoff & Co in Marienheide zu arbeiten. Er wird dann auch im zur Firma gehörenden Zwangsarbeiterlager interniert gewesen sein. Am 24. April 1944 wurde er ins Gummersbacher Krankenhaus eingeliefert, wo er am 2. Mai 1944 im Alter von 16 Jahren gestorben ist. Das Standesamt gibt als Todesursache „Blutvergiftung“ an, er muss sich also eine Verletzung zugezogen haben, die schlecht versorgt wurde und sich entzündet hatte. – Ein Schlaglicht auf die „Entlohnung“ der Zwangsarbeiter wirft eine „Liste der sichergestellten Gegenstände“: Er hatte bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus 31,80 Reichsmark bei sich. Das dürfte ein Teil des „Lohns“ sein, den er in den eineinhalb Jahren erhalten hatte. Nominell war die Entlohnung natürlich höher, aber die Firmen mussten einen Teil des Lohns an das Arbeitsamt als „Ostarbeiter-Abgabe“ zahlen, ein weiterer Teil wurde den Arbeiterinnen und Arbeitern für Unterkunft und Verpflegung im Lager abgezogen. Dazu hatte die NS-Bürokratie akribische Listen erstellt, aus denen man ersehen kann, dass ein „Ostarbeiter“ nur 10% bis 30% des Lohnes seiner deutschen Kollegen erhielt. Das Geld, das Leonid Stroschinski bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus bei sich hatte, wird wohl an die Firma Eichhoff zurück überwiesen worden sein – oder es wurde von der Reichsbank eingezogen.

Victor Podojko wurde am 4. Juni 1924 in Nedaschki, Kreis Schitomir in Russland geboren. Seine Sterbeurkunde gibt als letzten Wohnort „Berghausen“ an, das bedeutet, dass er in einem der zu den Stahlwerken im Leppetal gehörigen Lager interniert gewesen sein muss. Die Arbeiter von Chr. Höver und Sohn werden in den Listen der AOK aufgeführt, weil er dort nicht auftaucht, muss er wohl bei Schmidt & Clemens gearbeitet haben. Er wurde am 25. März 1944 in Krankenhaus in Gummersbach eingeliefert, dort ist er am 10. Mai 1944 – kurz vor seinem 20. Geburtstag – gestorben. Die Stadt Gummersbach gibt in ihrer Liste Lungentuberkulose als Todesursache an.

Theofila Amrogowiez war Polin, geboren am 29. Mai 1928 in Podkajcyki, Kreis Tranopol. Sie hat (nach Angaben der AOK) schon im Alter von 14 Jahren, vom 22. Dezember 1942 bis zum 28. Mai 1943 beim Eisen- und Stahlbau in Morsbach gearbeitet. In der Sterbeurkunde wird sie als „Hilfsarbeiterin“ bezeichnet. Nach Angaben des Krankenhauses Gummersbach ist sie dort am 28.5.1943 eingeliefert worden und am 1.9.1943 an „Blinddarm- und Bauchfellentzündung“ gestorben (In der Liste der Stadt Gummersbach steht nur „Blinddarmentzündung“). Welche Umstände zu einem über drei Monate dauernden Krankenhausaufenthalt geführt haben, ist nicht ersichtlich.

Vincenzo Poliehetti war am 1. August 1922 in Nocera Inferiore / Italien geboren, in seiner Sterbeurkunde steht sonst nicht viel mehr. Der Nachname scheint aber ein Schreibfehler zu sein, denn unter dem Namen „Polichetti“ lässt sich sein Schicksal etwas genauer nachvollziehen: Er geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft und arbeitete von Ende 1943 bis Ende 1944 bei Krupp in Essen, später wohl in Hemer. Nach seiner Arbeitskarte wurde er am 1.9.1944 „in das zivile Arbeitsverhältnis überführt“. Allerdings wird er in einer Liste eines „Stabszahlmeisters“ in Hemer vom 14. Dezember 1944 weiter als Kriegsgefangener geführt und zum „Westwall-Einsatz“ kommandiert, von dem er nicht nach Essen zurückkehrt. Wie genau er nach Gummersbach gekommen ist, bleibt unklar. Vielleicht hat er eine Möglichkeit gefunden, sich nach dem unsinnigen Einsatz am „Westwall“ abzusetzen, vielleicht wurde er auch – wie viele andere Gefangene – von den Nazi-Truppen vom Rhein nach Osten getrieben, damit er nicht in Kontakt mit den US-Truppen kommt. Er wird jedenfalls am 15. März 1945 ins Krankenhaus Gummersbach eingeliefert und stirbt dort am 26. März 1945 im Alter von 22 Jahren, nach Angaben des Standesamtes an Fleckfieber.

Nikolai Ljatschenko war am 15. September 1927 in Salatuke in Russland geboren. Außer der Bezeichnung „Ostarbeiter“ steht in der Sterbeurkunde noch sein Wohnort Köln. Dass er in Gummersbach gestorben ist, lässt darauf schließen, dass er zu denen gehörte, die von Köln in Richtung Sauerland marschieren mussten, damit die anrückenden US-Truppen Zeugen für die Verbrechen der Nazis antrafen. Bei diesen Märschen wurden Kranke zurückgelassen. Sein Todesdatum – er wurde am 6.2.45 ins Krankenaus Gummersbach eingeliefert und ist am 23. Februar 1945 im Alter von 17 Jahren gestorben – könnte in diese Zeit passen, seine Todesursache Lungentuberkulose ist ein Beleg für eine stark geschwächte Gesundheit.

Nikolei Bondarew kam aus Russland, er war am 16. Dezember 1898 in Rotno, Kreis Stalino geboren. In der Sterbeurkunde wird sein Wohnort mir „Ründeroth, Ostlager“ angegeben, er muss Kriegsgefangener gewesen sein. Ab dem 13. September 1944 hatte er bei der Firma Dörrenberg gearbeitet. Am 28. Dezember wurde er – wohl zu spät – ins Krankenhaus Gummersbach eingeliefert, schon am nächsten Tag ist er im Alter von 47 Jahren gestorben. Als Todesursache wird „Bauchfell-Entzündung“ angegeben.

Joseph Borgstrom war ein holländischer Arbeiter, geboren am 5. Juni 1914 in Rotterdam. Die Sterbeurkunde gibt einen Wohnort in Holland an, daher können wir nicht rekonstruieren, wo er hier im Oberbergischen gearbeitet hat. Er wurde nach einer Liste des Krankenhauses Gummersbach am 1. April 1945 dort eingeliefert, gestorben ist er am 13. April 1945. Das Standesamt bescheinigt als Todesursache „Fleckfieber“, diese Infektion konnte sich in den Lagern auf Grund der mangelhaften hygienischen Bedingungen verbreiten.

Paul Kaidaniek war 1915 in Russland geboren (Ort und Datum sind in der Sterbeurkunde unbekannt). Er wohnte in Bergneustadt. Am 15. März 1945 wurde er ins Krankenhaus Gummersbach eingeliefert – wahrscheinlich war er durch die Arbeit und das Leben im Lager schon sehr krank, kam aber erst zu spät in Behandlung. Er starb am 16. April 1945 im Alter von 30 Jahren, nach Angaben der Stadt Gummersbach an Lungentuberkulose.

Sein Sohn Willi war am 2. April 1943 in Bergneustadt geboren und ist nicht einmal 2 Monate alt geworden, am 31. Mai 1943 ist er an „Ernährungsstörungen“ gestorben – das Kind hatte nicht die richtige oder nicht genug Nahrung bekommen! Das Grab des kleinen Willi befindet sich auf dem Bergneustädter Friedhof.

Iwan Nedaschkowsky war am 27. September 1926 in Nedaschki in der Sowjetunion (Ukraine) geboren. Schon mit 16 Jahren, am 20. Februar 1943, begann er bei der Firma Zapp in Bickenbach bei Engelskirchen zu arbeiten, dort war er auch im Lager der Firma interniert. Am 8. November 1944 wurde er ins Krankenhaus Gummersbach eingeliefert, dort ist er im Alter von 18 Jahren am 14. Dezember 1944 gestorben. Das Standesamt bescheinigt als Todesursache Lungentuberkulose.

Wiscaw Schasiak (wahrscheinlich „Wislaw“, auch Wiseaw geschrieben, Nachname auch Stasiak) war ein kleiner Junge, der am 1. März 1941 in Bibianow in Polen geboren war. Laut Sterbeurkunde ist er am 4. Dezember 1944 im Alter von drei Jahren in Gummerbach gestorben. Beide Eltern „wohnten“ auch in Gummersbach – wahrscheinlich in einem der Zwangsarbeiter-Lager. Seine Mutter und sein Vater arbeiteten nach einer Liste der AOK bei der Firma Sondermann, die auch ein Lager unterhielt. Nach einer Liste der Stadt Gummersbach ist der kleine Wiseaw ertrunken. Die tragischen Umständes seine Todes schildert die Zeitzeugin Ludwika Kukiela, die als Kind mit ihren Eltern im Lager der Firma Sondermann wohnte. (Seite 8)

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