Neonazis beim Bergneustädter Friedensmarsch

Seit über 20 Jahren findet in Bergneustadt Ende November / Anfang Dezember der Schweigemarsch für Frieden und Gerechtigkeit, gegen Krieg, Terror und Gewalt statt. Veranstalter sind die SPD und die GRÜNEN Bergneustadt. In den letzten Jahren beteiligt sich auch „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ am Schweigemarsch, unser Banner mit dem „Bunten Punkt“ ist vorne mit dabei.

In diesem Jahr, am 26. November, war die Situation angespannt. Der Grund: Die Neonazi-Kameradschaft „Freie Kräfte Oberberg“ hatte zur Teilnahme am Schweigemarsch aufgerufen. Die Nachricht hatte sich schnell verbreitet, die Empörung war einhellig. So hatten sich dann am Dienstag Abend viel mehr Menschen als in den vorigen Jahren eingefunden, um für die Ziele des Schweigemarsches zu demonstrieren: Wir waren etwa zweihundert! Schon beim Auftakt hatte Friedhelm Julius Beucher betont, dass zum Einsatz für den Frieden auch das Aufstehen gegen Rassismus gehört, in den Redebeiträgen des Abschlusses wurde deutlich gemacht, dass wir weiter aktiv und wachsam für den Frieden und gegen Rechtsextremismus sein müssen.

Und die Neonazis? Sie waren tatsächlich gekommen. Bei der Abschlusskundgebung sah man ein Grüppchen einschlägig Bekannter abseits stehen, einer von ihnen stand weiter vorn und filmte die Rede- und Musikbeiträge mit einem Mobiltelefon. Ausrichten konnten sie angesichts der Zahlenverhältnisse nichts. Geäußert hat sich niemand von ihnen, es gab weder Fahnen noch Transparente oder Flugblätter von den „Freien Kräften“.

Auf ihrer Internet-Seite feierten die FKO der Schweigemarsch als ihren Erfolg und sprachen davon, dass sich „viele Nationalgesinnte“ beteiligt hätten. Diese Darstellung war so absurd, dass „Oberberg Aktuell“ sich wunderte, auf welcher Veranstaltung die Neonazis wohl gewesen seien.

Über die Motive der Neonazis lässt sich nur spekulieren. Anzunehmen ist, dass ihr Beitrag im Internet vor allem für überregionale Gesinnungsgenossen und Sympathisanten geschrieben wurde, die die Berichterstattung der oberbergischen Medien nicht kennen. In der Szene herrscht seit dem Verbot einiger Kameradschaften und der Verhaftung mehrerer Anführer eine gewisse Verunsicherung und Führungslosigkeit. Es könnte sein, dass sich die FKO in dieser Situation profilieren möchten. Dazu passt auch, dass sie vor einigen Wochen in Radevormwald aufwendig gestaltete Flugblätter zur Unterstützung des verbotenen „Freundeskreis Rade“ verteilt haben – offensichtlich mit dem Ziel, das „Vakuum“ dort zu besetzen.