Bericht von der Veranstaltung
"Mittendrin? Rassismus in der Mitte der Gesellschaft"

Rassismus auch in Oberberg?


Am Samstag, den 12. Februar folgten rund 40 Oberberger der Einladung des Vereins „Unser Oberberg ist bunt – nicht braun!“ und diskutierten gemeinsam über Rassismus und Rechts­extremismus in Oberberg.

Unter dem Titel „Mittendrin? - Rassismus in der Mitte der Gesellschaft“ hatte der Verein „Unser Oberberg ist bunt – nicht braun!“ zusammen mit dem Homburgischen Gymnasium Nümbrecht, der Gesamtschule Waldbröl und der Friedrich-Ebert-Stiftung zu Workshops und anschließender Diskus­sion nach Nümbrecht eingeladen.

Marco Penz, stellvertretender Vorsitzender von „Unser Oberberg ist bunt – nicht braun!“ eröffnete die Veranstaltung mit der Feststellung, dass auch der Oberbergische Kreis nicht frei von Rassismus und Rechtsextremismus ist und die Augen vor den drohenden Gefahren für ein vielfältiges und tole­rantes Oberberg nicht verschlossen werden dürfen. Auch Nümbrechts Bügermeister Hilko Redenius und Schulleiter Thorgai Wilmsmann sprachen sich für das Engagement gegen Rassismus, Fremden­feindlichkeit und Antisemitismus aus und hoben hervor, wie wichtig das Engagement für die Demo­kratie ist.

Johannes Kieß (Universität Leipzig) gab anschließend eine kurze Einführung ins Thema. Er machte deutlich, was unter Rechtsextremismus zu verstehen ist und warum ein allgemeines Reden von „Ex­tremismus“ nicht zielführend ist.

Unter Leitung von den beiden Referenten Dr. Christoph Busch (Universität Siegen) und Hans-Peter Killguss (NS-Dokumentationszentrum Stadt Köln) fanden dann die beiden Workshops „Rassismus im Internet“ und „Jugendliche in den Fängen der rechten Szene“ statt, in denen sich intensiv mit dem Vorgehen von Rechtsextremisten auseinandergesetzt wurde. So wurde deutlich, dass Jugendli­che insbesondere über Musik und Internetvideos beeinflusst und angeworben werden sollen.

Den Abschluss der Veranstaltung machte dann die aktuelle Studie „Die Mitte in der Krise – Rechtsextreme Einstellung in der Mitte der Gesellschaft“, die vom Mitautor Johannes Kieß vorge­stellt wurde. Er beschrieb, in wie starkem Maße typisch rechtsextreme, nämlich rassistische, auslän­derfeindliche und sozialdarwinistische Aussagen auch in der Mitte der Gesellschaft Zustimmung finden. In der anschließenden Diskussion unter Moderation von Nina Heinrichs (Gesamtschule Waldbröl) ging es insbesondere um die Frage, wie demokratische Mitgestaltung gelingen kann. Nach Einschätzung des anwesenden Publikums stellen positive Erfahrungen im demokratischen Mitwirkungsprozess ein bedeutendes Mittel gegen die Entstehung von Rassismus und Rechtsextre­mismus dar. Dr. Christoph Busch machte noch darauf aufmerksam, dass die Zustimmung zu auslän­derfeindlichen Aussagen dann am geringsten sind, wenn die Befragten persönlich Erfahrungen mit ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gesammelt haben.

Dass Rechtsextremismus im Oberbergischen kein Phantom ist bestätigte sich im Verlaufe der Veran­staltung. Rechtsextremisten der „Freien Kräfte Oberberg“ und der „Aktionsgruppe Windeck“ waren angereist, um anschließend rassistische und nationalistische Flugblätter an parkenden Autos zu befestigen.